Kunst von Kühl

Erwerbungen aus einer Dresdner Galerie

Präsentation an der KUNSTWAND „Kunst von Kühl – Erwerbungen aus einer Dresdner Galerie“ (2023), Foto: Lindenau-Museum Altenburg

Die Herkunftsgeschichten von 31 Gemälden, die zwischen 1953 und 1991 über die Kunstausstellung Kühl ins Lindenau-Museum gelangten, stehen im Fokus des Forschungsprojekts, dessen Ergebnisse in einer Präsentation an der KUNSTWAND sowie in eine Buchpublikation eingeflossen sind. Über vier Jahrzehnte hinweg war die Dresdner Galerie einer der wichtigsten Partner beim Aufbau der neuen Sammlungen, die neben den historischen Sammlungen Bernhard August von Lindenaus das zweite Standbein des Museums bilden und in erster Linie Kunstwerke des 19. und 20. Jahrhunderts umfassen. Die Direktoren Hanns-Conon von der Gabelentz (1945 bis 1968) und Dieter Gleisberg (1969 bis 1981) sowie Direktorin Jutta Penndorf (1981 bis 2012) standen mit der Kunstausstellung Kühl in regem Austausch. Auf diesem Wege gelangten so bekannte Werke wie der „Arbeiterjunge“ von Otto Dix oder der „Knabe mit Kanarienvogel“ von Wilhelm Lachnit nach Altenburg.

1924 rief Heinrich Kühl in Dresden gemeinsam mit Florentine Klara Kühn die Kunstausstellung Kühl und Kühn ins Leben, die der gebürtige Hannoveraner ab 1926 allein weiterführte. Kühl vertrat vor allem Künstlerinnen und Künstler des späten 19. und 20. Jahrhunderts aus Dresden und Umgebung, darunter Robert Sterl, Ludwig von Hofmann, Otto Dix, Carl Lohse, Edith Jasmand-Großmann und Wilhelm Lachnit. Nach dem Tod von Heinrich Kühl 1965 übernahm sein Sohn Johannes Kühl die Galeriegeschäfte. Johannes hatte an der Akademie der Bildenden Künste in Dresden Malerei und Grafik studiert und war bis zur Übernahme der Galeriegeschäfte freischaffender Künstler gewesen. Er veranstaltete zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern, darunter Gerhard Altenbourg, Wieland Förster, Gerda Lepke, Max Uhlig und Werner Wittig. Jährlich fand außerdem die sogenannte „Angebotsausstellung an Grafik, Gemälden und Plastik des XX. Jahrhunderts“ statt, bei der nach wie vor auch Werke der Klassischen Moderne präsentiert wurden. Die Kunstausstellung Kühl gehörte damit zu den wenigen Orten in Ostdeutschland, an denen moderne und zeitgenössische Positionen konsequent eine Plattform fanden.

Im Blickpunkt der Präsentation an der KUNSTWAND mit dem Titel „Kunst von Kühl – Erwerbungen aus einer Dresdner Galerie“, die im Interim des Lindenau-Museums in der Kunstgasse 1 ausgewählte Gemälde präsentierte, sowie der gleichnamigen Begleitpublikation, in der zusätzlich weitere Bilder vorgestellt werden, stehen die Herkunftsgeschichten der Sammlungsstücke. Dabei gilt es zu beachten, dass die Forschungen zu den einzelnen Werken teilweise noch nicht abgeschlossen sind; die vorgestellten Ergebnisse sind mithin vorläufig. Der Verbleib der Gemälde vor ihrer Ankunft im Lindenau-Museum konnte nicht immer lückenlos geklärt werden. Nach heutigem Wissensstand gibt es aber keine Hinweise auf Unrechtskontexte für den Zeitraum von 1933 bis 1945. Im Zuge der Provenienzrecherchen konnten darüber hinaus Datierungen ermittelt, Dargestelltes identifiziert, Werkzusammenhänge erkannt und auch das ein oder andere interessante Detail aus dem Leben der Künstlerinnen und Künstler in Erfahrung gebracht werden.

The provenance of 31 paintings acquired by the Lindenau-Museum between 1953 and 1991 from the gallery Kunstausstellung Kühl is the focus of a recent research project, the results of which were presented on the KUNSTWAND (17 Oct. 2023–14 Jan. 2024) and in a book publication. For over four decades Kunstausstellung Kühl in Dresden was one of the most important partners in assembling the museum’s collections of 19th and 20th century art. These collections, together with Bernhard August von Lindenau’s historical collection, represent the museum’s two main pillars. Museum directors Hanns-Conon von der Gabelentz (1945–1968), Dieter Gleisberg (1969–1981) and Jutta Penndorf (1981–2012) all collaborated closely with Kunstausstellung Kühl. In this manner such well-known works as Arbeiterjunge [Working-Class Boy] by Otto Dix or Knabe mit Kanarienvogel [Little Boy with Canary] by Wilhelm Lachnit were brought to Altenburg.

In 1924 Heinrich Kühl and Florentine Klara Kühn founded the gallery Kunstausstellung Kühl und Kühn in Dresden. From 1926 onwards Kühl, who was originally from Hanover, directed the gallery alone. Kühl placed focus on artists of the late 19th and 20th centuries from Dresden and the surrounding region, including Robert Sterl, Ludwig von Hofmann, Otto Dix, Carl Lohse, Edith Jasmand-Großmann and Wilhelm Lachnit. After Heinrich Kühl’s death in 1965, his son Johannes Kühl took over the gallery. Johannes had studied painting and graphic art at the Dresden University of Fine Arts and was a freelance artist until he began running the gallery. He organized numerous solo and group exhibitions of contemporary artists, including Gerhard Altenbourg, Wieland Förster, Gerda Lepke, Max Uhlig and Werner Wittig. Every year the so-called “Angebotsausstellung” was also held – an exhibition of 20th-century painting, sculpture and graphic art, which included works from the classical modernist period. Kunstausstellung Kühl was thus one of the few locations in East Germany where modernist and contemporary art were given a permanent platform.

The focus of the presentation on the KUNSTWAND entitled Purchases from the Kunstausstellung Kühl Gallery in Dresden are the provenance of the works from the museum’s collection. To go along with the show at the temporary Lindenau-Museum (Kunstgasse 1), the book publication features additional works. It must be noted that some of the research has not yet been completed, for which reason the results are to a certain degree preliminary. The exact chronology of the paintings’ whereabouts before they came to the Lindenau-Museum could not always be determined. There are currently no indications of illegal seizure in the period between 1933 and 1945. In the course of the provenance research, the dates of certain works were ascertained, the identity of objects and individuals determined, some broader contexts were revealed and additional insights into the artists’ lives emerged.

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