Korkmodell des Poseidon-Tempels in Paestum, Luigi Carotti, 1. Hälfte 19. Jh.

55 x 26 cm, Inv.-Nr. 8049

Korkmodell des Poseidon-Tempels in Paestum, Foto: PUNCTUM/Bertram Kober

Die Tempel von Paestum gelten als Schlüssel für die Wiederentdeckung der griechischen Architektur im 18. Jh. Sie waren geographisch gesehen die ersten griechischen Bauwerke, auf die der italienreisende Mitteleuropäer stoßen musste, während das türkisch besetzte griechische Mutterland erst zu Beginn 19. Jh. von Künstlern und Forschern entdeckt wurde.
Auf den an römischer Architektur gebildeten Goethe mochte die schlichte, doch wuchtige Formenstrenge dorischer Bauordnung der Tempel von Paestum zunächst befremdlich erscheinen. Doch schließlich wurde der Poseidontempel „die letzte und fast möchtʾ ich sagen herrlichste Idee, die ich nun nordwärts vollständig mitnehme“, heißt es in Goethes Italienischer Reise.

Der besterhaltene sog. Poseidontempel, der mittlere der drei paestanischen Tempel, wurde um 460/450 v. Chr. errichtet und orientiert sich am Zeustempel in Olympia. In der Länge misst er fast 60 m. Als klassischer Peripteros (d. h. ringsum beflügelt) umgibt den eigentlichen Kultbau (gr. naos) eine Säulenstellung. Die löchrige Struktur des Muschelkalks war besonders geeignet für die modellhafte Nachbildung in Kork. Besonders hervorzuheben ist an diesem Modell die feine Kannelierung der Säulenschäfte als auch der Metopen-Triglyphenfries und die darunter liegenden Guttae. Diese kleinen tropfenförmigen Elemente, die an hölzerne Leisten oder Nägel erinnern, könnten ein Hinweis darauf sein, dass sich die gesamte dorische Ordnung aus der holzernen Bauform entwickelt hat.

Vom naos des Poseidontempels sind nur noch die zwei doppelgeschossigen Säulenreihen erhalten.

Korkmodell des Poseidon-Tempels in Paestum
Luigi Carotti
1. Hälfte 19. Jh.
55 x 26 cm
Inv.-Nr. 8049

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