2007

IM KABINETT: Joringel und Jorinde

Zum Internationalen Märchenkongress in Altenburg vom 26. bis 30. September 2007 zeigt das Lindenau-Museum Altenburg in einer Kabinett-Ausstellung graphische Blätter mit Illustrationen zu Märchenthemen. Im Zentrum steht die Folge "Joringel und Jorinde" von Charles Crodel aus dem Jahre 1920. Von dieser Vorzugsausgabe, die acht vom Künstler handkolorierte Holzschnitte enthält, sind nur wenige komplette Ausgaben bekannt. Charles Crodel, 1894 in Marseille geboren, in München 1973 verstorben, kam erst mit fünfzehn Jahren nach Deutschland und empfing entscheidende Einflüsse durch die Sammlung Botho Gräf in Jena. In seinen Farbholzschnitten verarbeitete er Stilmerkmale des Expressionismus. Ergänzt wird die Ausstellung mit weiteren Märchenblättern u. a. von Heinrich Vogeler, Walther Klemm, Otto Schubert oder Josef Hegenbarth.

Altenburg: Provinz in Europa. Eine künstlerische und kulturtopographische Anthologie

Das Lindenau-Museum Altenburg, ein Ort für alte und neue Kunst, will seine Stadt ausstellen: Altenburg, eine der schönsten deutschen Kleinstädte, reich an Kunst von außergewöhnlichem Rang, gelegen im einigen und doch so heterogenen Europa zwischen Thüringen und Sachsen und London (Ryanair fliegt täglich von Altenburg-Nobitz nach London und zurück), zwischen Dresden, Weimar und Naumburg, eine Stadt, die mit finanziellen und sozialen Problemen kämpft und zugleich reich ist an kultureller Substanz. Sie erscheint vor dem Hintergrund der EU in vielerlei Hinsicht als ein Präzedenzfall, in dem sich internationale Entwicklungen fokussieren: vom Bergbau (Braunkohle und Uran) und der Bergbausanierung über die problematischste Thüringer Umweltlast, den Rositzer Teersee, sowie das Errichten und den "Rückbau" von Wohnvierteln einerseits bis hin zum Nachdenken über neue Trägerschaften und Konzepte für die Kulturinstitute der Region andererseits. Das Projekt will dazu beitragen, diese Vorgänge bewusst zu machen, indem es den Bestand aufzeigt, die Verluste – vergangene, gegenwärtige und noch zu erwartende – vorweist und mögliche Konsequenzen wie Strategien des Widerstehens oder aber der Erinnerung zu erkennen hilft. Obwohl der Schwerpunkt auf den vergangenen fünfzig Jahren liegt, sollen historische "Lotungen" in die Kultur- und Industriegeschichte der Region, so zu Lindenau, vorgenommen werden.
Insgesamt 42 Künstler, Fotografen, Architekten, Stadtplaner, Kunsthistoriker, Schriftsteller und Publizisten sind an der Ausstellung beteiligt. Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden als fotografische und andere Bilder, als Installationen, Texte, Filme und Videos präsentiert. Es erscheint ein Buch, das kein Katalog ist, sondern eine Anthologie heutiger Einsichten; ein Buch das fortgeschrieben werden könnte. Im Frühjahr des kommenden Jahres werden Werke aus der Altenburger Ausstellung im Kunstmuseum der Schweizer Partnerstadt Olten zu sehen sein.
Konzept: Jutta Penndorf, Matthias Flügge, Wolfgang Kil. Gefördert durch: Kulturstiftung des Bundes, Kulturstiftung des Freistaates Thüringen, enviaM, Druckerei zu Altenburg, Freunde des Lindenau-Museums e.V.

Rehe am Wasser oder Nacktes Paar. Naive Kunst aus Altenburg

Die oft ausgestellten und publizierten Aquarelle und Autographen des Altenburger Hofwagners Christian Friedrich Schadewitz (1779–1847) sind nicht nur reizvolle kleine Kunstwerke, sie dokumentieren ebenso das Geschehen in der Stadt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im 20. Jahrhundert lebten in Altenburg drei "Maler des reinen Herzens" (Wilhelm Uhde): Helene Händel, Ernst Ehm und Emil Klinger. Erst spät begannen sie künstlerisch zu arbeiten, und ihre Bilder zeigen konkrete historische Ereignisse, die Veränderungen der Stadt, Porträts von Berühmtheiten aus der Geschichte wie naher Freunde und der Familie. Sie zeigen aber auch Träume, phantasievoll Erdachtes und Sehnsüchte nach einer Welt in Harmonie. In den Gemäldedepots und in der Graphischen Sammlung des Lindenau-Museums werden seit vielen Jahren Werke von Helene Händel, Ernst Ehm und Emil Klinger gesammelt. Immer wieder wurden sie in Ausstellungen einbezogen. Nun werden sie zum ersten Mal in ihrer Gesamtheit der Öffentlichkeit präsentiert.
Besitzer weiterer Arbeiten sind herzlich eingeladen, sich durch Leihgaben an der Ausstellung zu beteiligen. Dankbar ist das Museum auch für Hinweise zu den Biographien der drei Künstler.

IM KABINETT: Johannes Burkhardt, Leipzig

Der 1929 geborene Künstler studierte an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (u. a. bei Wilhelm Lachnit) und legte 1953 sein Diplom im Fach Bildnismalerei ab. Johannes Burkhardt war mehr als zwei Jahrzehnte lang Dozent am Studio Bildende Kunst des Lindenau-Museums und übernahm 1990 für einige Jahre dessen Leitung. In seinen Bildern zeigt Johannes Burkhardt scheinbare Alltäglichkeiten und gibt ihnen Bedeutung und Würde. Intensiv hinschauen, "mit den Augen denken" - diesen Satz von Paul Cézanne gab er an seine Schüler weiter und er ist ein stetes Credo auch für ihn geblieben. Im Lindenau-Museum wird sich der Künstler und Pädagoge mit frühen, vor 1949 entstandenen Arbeiten vorstellen. Ergänzt wird die Auswahl durch Bilder aus den letzten Jahren.

Gerhard-Altenbourg-Preis 2006 Lothar Böhme

Lothar Böhme hält fest am Kanon seiner einsamen Figur. Sein konzentriertes Malen an der Einzelfigur dauert an. Doch das Motiv des weiblichen Aktes wird immer mehr verlassen zugunsten der elementaren Definition von Malerei: Volumen – Fläche – Raum. Der ursprüngliche Malakt ist wichtiger geworden. Je allgemeiner der Ausdruck der Figur, desto größer ihr Widerstand. Die nackte Kreatur ist Exerzitium genug, für ein Schaffen aus Lust und Askese. In der Anonymität des Ausdrucks verschwindet alles Private, sie ist letztes Ziel und damit auch Synonym für des Malers humanitas. (Roland März im Katalog zur Ausstellung AKT in der Neuen Nationalgalerie, Berlin 1993)

IM KABINETT: "Aber die Blume der Romantik". Gerhard Altenbourg: Die frühen Lithographien (1948 bis 1952)

Am 22. November dieses Jahres wäre Gerhard Altenbourg 80 Jahre alt geworden. Dies nimmt das Lindenau-Museum Altenburg zum Anlass, im Kabinett die frühen Lithographien des Künstlers aus den Jahren 1949 bis 1952 zum ersten Mal nahezu vollständig öffentlich zu präsentieren. Der eigene Bestand von 41 Blättern wird ergänzt durch Leihgaben aus dem Nachlass Gerhard Altenbourgs sowie aus dem Kupferstich-Kabinett Dresden und dem Angermuseum Erfurt. Anhand von Probe- und Zustandsdrucken kann der Werkprozess der Bildfindung eindrücklich nachvollzogen werden.
Diese frühen schwarz-weißen Lithographien dürfen bei strengem Verzicht auf die Farbe als ein exemplarisches Zeugnis der versuchten Bewältigung innerer und äußerer existentieller Anfechtungen verstanden werden. Das Mittel der Distanz wurde dabei für Gerhard Altenbourg zu einem Prinzip für die Kunstausübung und Lebensform. Eine inhaltliche Vertiefung und Ergänzung erfährt die Sonderausstellung durch die Präsentation von sieben Zeichnungen und Aquarellen der Jahre 1948 bis 1958 aus dem eigenen Bestand sowie weiteren ausgewählten Beispielen der Dokumentation. In den Aquarellen kann der frühe Einsatz der Farbe im Gegensatz zu den Lithographien studiert werden.

Zu Gast im Lindenau-Museum Altenburg und zum ersten Mal in Deutschland: Paris, 158 Boulevard Haussmann. 50 italienische Meisterwerke aus dem Musée Jacquemart-André

Aus Anlass des Deutsch-Französischen Jahres 2006 in Thüringen begrüßen wir im Lindenau-Museum Altenburg ein ungewöhnliches Pariser Museum, dass sich mit fünfzig Meisterwerken aus seiner Sammlung zum ersten Mal in Deutschland präsentiert. Das Musée Jacquemart-André ist eine Rarität unter den im ausgehenden 19. Jahrhundert gegründeten Museen. Dieses heute noch erhalten gebliebene Gesamtkunstwerk existiert dank einer Verfügung des Sammlerpaares Nélie Jacquemart und Edouard André. Danach sollte die Anordnung der reichen und vielfältigen Sammlungen sowie die Einrichtung des prächtigen Stadtpalastes am Pariser Boulevard Haussmann 158 unangetastet bleiben.
27 italienische Gemälde des 14. bis 16. Jahrhunderts - darunter Alesso Baldovinetti, Sandro Botticelli, Andrea Mantegna, Carlo Crivelli, Neri di Bicci und Andrea Verrochio, 12 Skulpturen – darunter Donatello und Desiderio da Settignano, sowie Zeugnisse des Kunsthandwerks aus diesem höchst interessanten Museum werden in Altenburg zu sehen sein. 2008 wird sich das Lindenau-Museum im Musée Jacquemart-André vorstellen können, mit einer vergleichbaren Auswahl an Kunstwerken sowie einer Darstellung der Geschichte des Museums – denn hier begegnen sich, zeitverschoben um fünfzig Jahre, zwei Sammlermuseen, die geprägt sind von den künstlerischen, politischen und wirtschaftlichen Eigenarten ihrer Epoche.

Nike, Moses und die heilige Katharina. Das Spalatin-Gymnasium im Lindenau-Museum

Ein glücklicher Zufall, eine engagierte Kunstpädagogin und nahezu alle Mitarbeiter des Lindenau-Museums und des Studios Bildende Kunst haben dazu beigetragen, dass seit 2004 im Lindenau-Museum viele bislang ungenutzte Ideen zum Thema Schule im Museum verwirklicht werden können. In dieser Ausstellung stellen wir theoretische und praktische Übungen in der Betrachtung von Kunstwerken vor, die in enger Zusammenarbeit zwischen dem Lindenau-Museum und dem Christlichen Spalatin-Gymnasium durchgeführt werden. Jeweils ein Schulhalbjahr lang verlegen die Schüler der 6. Klasse ihren Kunstunterricht in das Lindenau-Museum, studieren dessen Sammlungen und üben sich in verschiedenen künstlerischen Techniken.
"Der Jugend zur Belehrung, Dem Alter zur Erholung." So warb bereits 1848 der Museumsgründer Bernhard von Lindenau für seine aufklärerischen Intentionen, den kostbaren Schatz des Museums für die kulturelle Bildung junger Menschen einzusetzen.