2012

Neuerwerbungen Lothar Böhme, Hartwig Ebersbach, Walter Libuda, Strawalde Jürgen Böttcher, Micha Ullman

Die Ausstellung zeigt Gemälde und Graphiken, die das Lindenau-Museum im Jahr 2012 erworben hat. Der Ankauf geht auf eine Initiative der langjährigen Museumsdirektorin Jutta Penndorf zurück und konnte zum Zeitpunkt ihrer Verabschiedung in den Ruhestand mit Mitteln der Kulturstiftung der Länder, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der HERMANN RREEMTSMA Stiftung verwirklicht werden.

Unter den Neuerwerbungen befinden sich Arbeiten mehrerer Künstler, die als Träger des Gerhard-Altenbourg-Preises mit dem Lindenau-Museum verbunden sind: 21 Zeichnungen der Folge "Landvermesser" (2002) von Walter Libuda (geb. 1950), das Gemälde "Halbakt" (1995) von Lothar Böhme (geb. 1938) und das Aquarell "Tisch XXII" (2010) von Micha Ullman (geb. 1939). Darüber hinaus wurden die Gemälde "Brennender Mann" (2000) von Hartwig Ebersbach (geb. 1940) und "An Chardin" (1986) von Strawalde Jürgen Böttcher (geb. 1931) erworben. Im Zusammenhang mit dem Ankauf gelangten weitere Kunstwerke in den Besitz des Lindenau-Museums: die Gemälde "Grün-rotes Erdbild" (1962) und "Ground" (1991/2010) von Strawalde als Schenkungen des Künstlers sowie ein zweites Aquarell der Folge "Tisch" von Micha Ullman ebenfalls als Schenkung des Künstlers und der Galerie Alexander Ochs, Berlin.

Mit den Neuerwerbungen konnte die Sammlung der Gegenwartskunst im Lindenau-Museum, die sich seit vielen Jahren auf den sächsisch-thüringischen Raum mit den Zentren Dresden, Leipzig und Chemnitz sowie auf Berlin konzentriert, in idealer Weise durch Werke von hoher künstlerischer Qualität erweitert und bereichert werden.

Gerhard-Altenbourg-Preis 2012: Michael Morgner

Der Gerhard-Altenbourg-Preis 2012 wurde Michael Morgner zugesprochen, einem Künstler, der in Sachsen lebt und dessen Arbeit nicht im formalen, aber in einem inneren, geistigen Sinne mit der von Gerhard Altenbourg in Verbindung steht. Morgners Werk, das vor allem Malerei, Graphik und Skulptur umfasst, ist seit vierzig Jahren ein erneuernder und prägender Teil nicht nur der sächsischen Kunst. In dem kleinen Ort Einsiedel nahe bei Chemnitz, dessen Zerstörung Morgner als Kind in den letzten Kriegstagen erlebte, entstand ein Werk von universeller Gültigkeit, in dem die Spuren dieses Ereignisses und Erfahrungen mit dem Tod bis heute anwesend sind.

Michael Morgner (geb. 1942) absolvierte eine klassische Malereiausbildung in Leipzig, begann aber alsbald, dem engen Programm dieser Schule und den Konventionen der "DDR-Kunst" zu entfliehen. Er hat Performances gemacht und war keinem Happening abgeneigt, er hat früh mit neuen Medien experimentiert und mit der Natur als Rohstoff. Er war immer einfallsreich, wenn es darum ging, den Alltag der DDR mit fröhlicher Anarchie zu unterwandern. Er entzog sich jeder Anpassungserwartung, blieb klar und verfolgte unbeirrt sein Ziel. Dieses Ziel bestand vor allem darin, die Geschichtlichkeit wie die Gegenwart seiner Erfahrungen in eine poetische Form zu bringen, die christliche ikonographische Überlieferungen und mythische Urbilder, die Natur wie die Reflexion über das Zeitgenössische, Soziale und Politische in einem offenen Zeichensystem darstellt. Diese persönliche Ikonographie fand auch Eingang in das umfangreiche druckgraphische Werk des Künstlers. Die Ausstellung zeigt neben Aktionsfotografien, Skulpturen, Tuschzeichnungen und Malerei auch die Radierungsmappe "ECCE HOMO", die im Jahr 2000 erschien, sowie die zeichnerischen Entwürfe für diese Folge.

Michael Morgner gehörte in der DDR zu der Künstlergruppe CLARA MOSCH, von der in den siebziger und frühen achtziger Jahren Impulse zu aktionistischem Aufbegehren wie entschlossenem Insistieren auf der Idee der Autonomie der Kunst ausgingen und deren Intentionen Carlfriedrich Claus, selbst Mitglied der Gemeinschaft, als einen "Vorversuch zu einer unkonventionellen Kommunikationsart, offen für existentielle Fragestellungen" beschrieb. Ralf-Rainer Wasse hat die spontanen Aktionen der Gruppe fotografisch dokumentiert. Jene Fotografien, die von Morgner initiierte Aktionen festhalten, wurden für die Ausstellung ausgewählt. Insgesamt erhebt die Ausstellung nicht den Anspruch einer Retrospektive, sondern sie gibt einen kursorischen Einblick in die zentralen Motive und Produktionsweisen des Künstlers.

Zur Ausstellung ist eine zweiteilige Publikation (Bildband und Textband mit Fotodokumentationen) zum Preis von 28 Euro erschienen. Darüber hinaus ist die Graphik-Literatur-Edition Nr. 10 des Förderkreises "Freunde des Lindenau-Museums" e.V. mit einer Radierung von Michael Morgner und einem Text von Mathias Jähnig erschienen. Weitere Graphiken von Michael Morgner können ebenfalls erworben werden.

IM KABINETT Holzschnitte von Gerhard Altenbourg

Das Holzschnitt-Werk Gerhard Altenbourgs setzt im Jahre 1959 ein. Zunächst arbeitet er im Schwarz-Weiß-Holzschnitt, dann in den in den 1970er Jahren vor allem in der aufwendigen Technik des Farbholzschnitts. Motivisch befasst er sich mit Landschaften, skurrilen Szenen mit erfundener Personnage, dem Eros und seriellen Arbeiten, in denen er vorgefundene Hölzer verwendet, weiterverarbeitet und ihnen sodann konkrete Titel verleiht. In der Bearbeitung der Holzstöcke zeigt sich die Experimentierfreudigkeit des Künstlers: Er schneidet, reißt, kratzt, ritzt und punzt die natürlichen Materialien. Unregelmäßigkeiten der Bretter, ferner Zargen, Fugen, Astlöcher sowie Ölfarbenreste nimmt er bewusst in seine Bildfindungen auf. Eine Besonderheit in seinen Drucken sind die vielschichtigen, nuancierten Grautöne statt des klassischen Schwarz-Weiß-Kontrastes, etwa in dem Blatt "Das sind die Wege wurzelentlang", das der Kunsthistoriker Lothar Lang als die "Summe aller Landschaften Altenbourgs" bezeichnet hat.

Im Œuvre des Künstlers finden sich zudem Blätter, die aufgrund der verwendeten Farbvarianten oder der Technik des Übereinanderdruckens eines einzelnen Stockes die Auflagennummer 1/1 tragen: Es handelt sich demnach – was dem Medium der Druckgraphik eigentlich widerspricht – um ein Unikat. Nicht zuletzt dieses Faktum bezeugt den hohen, eigenständigen Charakter und Geist der Holzschnitte von Gerhard Altenbourg.

IM KABINETT Christine Schlegel: Hand-Arbeits-Bücher und Gemälde

Christine Schlegel (geb. 1950) war schon während ihres Studiums in den siebziger Jahren an den gegenkulturellen Bestrebungen einer neuen, sehr intensiven Generation der Dresdener Kunst beteiligt. Nach ihrer Übersiedelung nach Westberlin 1986 und auch nach ihrer Rückkehr nach Dresden 2001 konnte Christine Schlegel ihr Werk relativ bruchlos fortsetzen. Bis heute geht es ihr um Bilder von Innenwelten, die sich ihr von Anfang an über unterschiedliche, der Malerei und Graphik benachbarte Medien erschließen: Film, Fotografie, Inszenierung, Installation und Performance gehören dazu. In all diesen Bereichen jedoch sieht und denkt Christine Schlegel aus der Perspektive der Malerin. Tagebücher und Künstlerbücher gehören schon immer zu ihrer Arbeit. Anfangs waren sie "Mittel zur Aufbewahrung dessen, was öffentlich nicht gesagt sein durfte". Später wurden sie – wie die "Reservate", eine andere Werkgruppe von Christine Schlegel – "Aufenthaltsort für Gedanken, Gefühle, Betrachtungen und Erlebnisse".

"Handarbeit" – eine Reminiszenz an das vergangene, überholte Frauenbild, mit Hobby und Nebenbeschäftigung, von Ehemännern geduldet. "Arbeitsbücher" – ein überwachtes Buch, wo der Arbeitgeber Ein- und Austritte und die Art der Beschäftigung eintrug. Die handliche Form, immer und überall, auf Reisen, bei Atelierstipendien, leicht anzufertigen, entsprach nach der Übersiedlung nach Westberlin auch der Suche nach dem Nicht-Markt-Konformen. Kunst, die erst mal nur mir gehörte, wo ich hemmungslos sammeln und spielen konnte. Wie ge- und behütete Kinder irgendwann losgelassen sein müssen, öffne ich jetzt für das Lindenau-Museum Altenburg meine geheimen Schubfächer.
Christine Schlegel, August 2012

Kunst aus Siebenbürgen Die Sammlung Böhm, Freiberg

Die Ausstellung zeigt etwa hundert Gemälde, Graphiken und Plastiken der Klassischen Moderne, aber auch der zeitgenössischen Kunst Siebenbürgens.

In Siebenbürgen, einem multi-ethnischen Landstrich im heutigen Rumänien, gab es vor allem zwischen den beiden Weltkriegen ein spannendes politisches und kulturelles Leben. Siebenbürger-Sachsen, Ungarn und Rumänen lebten im Karpatenbogen miteinander und nebeneinander. Am Beginn des 20. Jahrhunderts wagten junge Künstler aus allen drei Nationen den Ausbruch aus dem abgeschiedenen Leben, orientierten sich in Budapest, München, Dresden, Berlin und Paris neu und knüpften Kontakte zur europäischen Avantgarde. Viele von ihnen kehrten in ihre Heimat zurück und wurden dort Wegbereiter der neuen Kunstentwicklung. Oftmals waren sie jedoch mit ihren Werken weiter präsent in den Metropolen Europas.

Die Ausstellung stellt die Meister der Künstlerkolonie und Malerschule von Nagybany, unter anderem Oliver Pittner (1911–1971) und Sándor Ziffer (1880–1962), Maler siebenbürgisch-sächsischer Herkunft wie Hans Mattis-Teutsch (1884-1960) und Henri Nouveau (1901–1959) sowie Vertreter der Klausenburger Künstlerkolonie wie Tasso Marchini (1907–1936) vor. Künstler, die über Generationen hinweg das Kunstgeschehen in Siebenbürgen geprägt und befördert haben. Ein Teil der Ausstellung widmet sich der zeitgenössischen Kunst und präsentiert unter anderem Arbeiten von Miklos Jakobovits (geb. 1936) und György Jovián (geb. 1927).

Nachdem es im vergangenen Jahrzehnt mehrere Ausstellungen in Deutschland gab, in denen jeweils ein bestimmter Aspekt der Kunst aus Siebenbürgen beleuchtet wurde, widmen sich das Lindenau-Museum und der Sammler Dr. Josef Böhm der anspruchsvollen Aufgabe, Künstler nahezu aller Strömungen und Schulen von der Klassischen Moderne bis in die Gegenwart zu präsentieren.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

IM KABINETT Landschaften von Gerhard Altenbourg

Nicht der genau bestimmbare topographische Ort in der Landschaft, sondern das Landschaftliche als gewachsener Kosmos, als Sinnbild für Werden und Vergehen, ist für Gerhard Altenbourg das prägende Motiv seiner Landschaftsblätter. Hügel und Täler, Höhenlinien und Flüsse, Bäume – vor allem die geliebte Pappel – und Gesträuch, die Differenzierungen der Pflanzenformen sind eingebunden in das Geweb der Linien und Striche, der Farbtönungen und nuancenreichen Strukturen: Sie verdichten sich zu Formationen geschichteter Texturen, bilden "Zeichen-Saat", wie es der Künstler formuliert. Der Wechsel der Zeiten, Wachstum, Erderfahrung im doppelten Wortsinn, die Ablagerungen der sedimentartigen Schichten im Verlauf der Gesteinsprozesse werden bildnerisch geformt zu geistigen und sinnlichen Kompositionen. Für Gerhard Altenbourg ist alles belebt. Dabei gilt sein Blick nicht allein dem Sichtbaren in der Landschaft, sondern er macht – in Anlehnung an den berühmten Satz von Paul Klee – sichtbar. In des Künstlers eigenen Worten: "Seine Sehweise dringt oder ragt bis zu den Wurzeln hinab – die Wurzeln sind ständig gegenwärtig –; was unter der Erde ist, regt sich im Bild, ist da, wird sichtbar (…)."

Zu sehen sind unter anderem die Zeichnungen "Im Treiben des Grases" (1949), "Abendleuchten im Berge" (1969), "Verzückt ins Tal der Wiesen-Pappeln" (1977) und "Im Hügel-Grund" (1983) sowie einige Kaltnadelradierungen der Folge "Aus dem Hügelgau" (1989).

Klaus Werner. Quergänge

Mit dieser Ausstellung erinnert das Lindenau-Museum an den Kunsthistoriker Klaus Werner, der dem Haus über viele Jahre verbunden war. Klaus Werner war ein Kunstvermittler in des Wortes ursprünglicher Bedeutung. Er war auf der Suche nach dem Neuen und arbeitete aus einem historischen Bewusstsein. Wie Joseph Beuys hatte er einen pluralen Kunstbegriff, der das Ästhetische und das Soziale, Politische umfasst. Seine engen, oftmals freundschaftlichen Verbindungen mit den Künstlern, für die er sich einsetzte, beeinflussten seine geistige Offenheit nicht. Früh setzte er sich für die Anerkennung der Fotografie als eigenständige Kunstform ein.

Seine Sympathien gehörten den Einzelgängern, den Unangepassten und Eigensinnigen. Als Autor, Galerist und Kurator, später auch als Gründungsdirektor der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, als Juror und kundiger Berater großer Projekte und am Ende als Rektor der Hochschule für Grafik und Buchkunst hat er seine Prinzipien einer offenen Kunst in einer offenen Gesellschaft uneigennützig verfochten. In der DDR musste er dafür Repressalien und Entlassungen hinnehmen. Nicht ohne Grund befasste er sich in den 1980er Jahren wissenschaftlich mit dem Dadaismus und arbeitete an einer grundlegenden Publikation. Ein Ergebnis dieser Zuwendung war die Ausstellung "Von Merz bis heute ... Kurt Schwitters zum 100.", die das Lindenau-Museum 1987/1988 mit großem Erfolg zeigte.

Die Ausstellung verfolgt auf essayistische Weise Spuren seines Wirkens hauptsächlich in den achtziger Jahren und ergänzt damit die 2008 und 2009 gezeigten Ausstellungen in Leipzig und Berlin, die sich mit dem Aufbau der Galerie für Zeitgenössische Kunst bzw. mit seiner Berliner Zeit beschäftigten. Publikationen, Fotografien, Plakate, von Klaus Werner herausgegebene Editionen und eine Anzahl von Werken seiner Künstlerfreunde aus dem Nachlass sollen einen lebendigen Einblick in die vielfältigen Aktivitäten und Verbindungen geben, die seine Arbeit für die Kunst ausgemacht haben.

Kunst im Werden. Skizzen, Projekte und Arbeitsbücher Eine Ausstellung der Sächsischen Akademie der Künste

Die Ausstellung "Kunst im Werden" zeigt, wie bildende Künstler mit Hilfe zeichnerischer, malerischer, grafischer, literarischer oder fotografischer Mittel vorausdenken, planen und experimentieren. Sie zeigt, wie ein Werk konsequent entwickelt wird und dass es genauso bedeutsam sein kann, spontan und impulsiv zu handeln. Aber ebenso berichten uns die Arbeiten in dieser Ausstellung vom Zweifel, vom Korrigieren und Verwerfen. (Wolfgang Holler)

Beteiligte Künstler: Lutz Dammbeck, Hartwig Ebersbach, Wieland Förster, Eberhard Göschel, Gotthard Graubner, Peter Herrmann, Ralf Kerbach, Gerda Lepke, Walter Libuda, Ulrich Lindner, Dóra Maurer, Michael Morgner, Carsten Nicolai, Osmar Osten, Thea Richter, Cornelia Schleime, Jürgen Schön, Gundula Schulze Eldowy, Strawalde, Günther Uecker, Max Uhlig, Jirí Valoch.

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

Expedition nach Arkadien – Die Abenteuer des Otto Magnus von Stackelberg in Griechenland Ausgrabungen am Apollontempel 1812 / Trachten und Gebräuche der Neugriechen

Das Lindenau-Museum erinnert mit einer kleinen Sonderausstellung daran, dass vor 200 Jahren, im Sommer 1812, eine Gruppe antikenbegeisterter und abenteuerlustiger junger Männer, darunter die Archäologen Otto Magnus von Stackelberg und Carl Haller von Hallerstein, die Friesplatten des Apollon-Tempels in Bassai-Phigalia, dem heutigen Vasses-Figaleia, ausgegraben haben, die sie im Jahr zuvor entdeckt hatten. Seit 1814 befindet sich der Relieffries, der den Kampf der Lapithen gegen die Kentauren und zwei Amazonenschlachten darstellt, im Britischen Museum.

1848 beauftragte Bernhard von Lindenau den Pariser Gipsformer François-HenriJacquet damit, einen Angestellten nach London zu schicken, um Abgüsse der 23 Platten zu erwerben, ihre Qualität zu prüfen und das Verpacken für den Transport nach Altenburg zu überwachen. Heute sind die Gipsabgüsse hoch über den Vitrinen in der Sammlung der antiken Keramik ausgestellt.

Wahrscheinlich hat Lindenau in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts Stackelbergs Bekanntschaft in Dresden gemacht, die Indizien dafür werden in der Ausstellung aufgezeigt. Außer dem Abguss des gesamten Frieses besaß Lindenau schon früh zwei Publikationen des Archäologen: "Der Apollotempel zu Bassae in Arcadien und die daselbst ausgegrabenen Bildwerke" und "Trachten und Gebräuche der Neugriechen". 1853 erwarb er von dem Dresdner Historien- und Porträtmaler und Professor an der Kunstakademie Carl Christian Vogel von Vogelstein "La Grèce. Vués pittoresques et topographiques, dessinées Par O. M. Baron de Stackelberg".

Mit der Präsentation der interessantesten Blätter der "Trachten der Neugriechen" möchte das Lindenau-Museum das vom 1. bis 3. Juni 2012in Altenburg stattfindende Deutsche Trachtenfestbereichern.

IM KABINETT: Die Graphik-Literatur-Editionen des Förderkreises "Freunde des Lindenau-Museums" e.V. und die Fotomappe von Ulrich Lindner "In Altenbourgs Garten"

Der Dresdner Fotograf Ulrich Lindner hat nach Gerhard Altenbourgs Tod im Frühjahr 1990 das Gesamtkunstwerk seines Wohnhauses fotografiert und die Tafeln in einer Kassette vereinigt. Auch in Altenbourgs Garten hat er damals fotografiert, aber die Aufnahmen blieben viele Jahre unveröffentlicht. Erst ein Jahrzehnt später ist die Kassette "In Altenbourgs Garten" erschienen. Für die Graphische Sammlung des Lindenau-Museums hat sie ein Altenburger Förderer im vergangenen Jahr erworben.

In der Ausstellung werden neben den elf Fotografien von Ulrich Lindner alle bisher erschienenen Graphik-Literatur-Editionen des Förderkreises "Freunde des Lindenau-Museums" e.V. präsentiert. Seit im Jahr 1998 die Edition Nr. 1 mit einer Graphik des Altenburger Künstlers Peter Schnürpel und einem Text des Schriftstellers Ingo Schulze aufgelegt wurde, erschienen in loser Folge sieben weitere Graphik-Literatur-Editionen – immer mit einer oder auch mehreren Arbeiten eines bildenden Künstlers und dem Text eines Literaten. Dieses anspruchsvolle Projekt erfreut sich unter den Freunden und Förderern des Lindenau-Museums großer Beliebtheit und wird gewiss seine Fortsetzung finden.

Restaurierte Werke: Luca Signorelli

In der Reimchronik zu Ehren des Herzogs Federico Montefeltro von Urbino schrieb Raffaels Vater Giovanni Santi über Luca Signorelli, er sei "von Talent und originellem Geist". Signorellis berühmtestes Werk, die Fresken der Cappella Nuova im Dom von Orvieto, ein Weltgerichtszyklus, der die Zeitenwende um 1500 in Mittelitalien markiert, war für Renaissancekünstler wie Raffael und Michelangelo wegweisend.

Das Lindenau-Museum Altenburg besitzt neben vier kleinen Pilastertafeln Signorellis eine Predella mit Szenen der Passion und Auferstehung Christi. Die Pilastertäfelchen gehörten wahrscheinlich zu einem Altar in San Francesco in Arcevia, dessen Haupttafel sich in der Pinacoteca di Brera in Mailand befindet. Die Frage, zu welchem Altarwerk die fünf Predellentafeln gehörten, wurde in der Kunstgeschichte schon früh gestellt. Daneben wurde der Wunsch nach der Untersuchung, Konservierung und Restaurierung der Tafeln immer drängender.

Letzteres wurde möglich im Rahmen des Programms "Konservierung und Restaurierung von mobilem Kulturgut (KUR)" der Kulturstiftung des Bundes und der Kulturstiftung der Länder. Für das Lindenau-Museum, das unter den 26 Beteiligten an dem 2011 abgeschlossenen KUR-Projekt war, bedeutete es die Möglichkeit, einerseits gefährdete Hauptwerke der Sammlung zu restaurieren und zu erforschen und andererseits stärker auf die Sammlung aufmerksam zu machen und Kooperationen mit Experten in Museen, Hochschulen und anderen Institutionen einzugehen bzw. zu festigen. Dank intensiver Vorarbeiten konnte auch die kunsthistorische Arbeit vorangetrieben werden und führte in allen drei Teilprojekten (Grotesken, Pietro Perugino, Luca Signorelli) zu neuen Erkenntnissen.

Die Ausstellung präsentiert in der Sammlung "Frühe italienische Malerei" die fünf restaurierten Predellentafeln von Luca Signorelli, eine Dokumentation der Restaurierung sowie einen Einblick in neueste kunsthistorische Forschungsergebnisse.
Im Zusammenhang mit der Ausstellung erschien das "Bulletin Nr. 3, Frühe italienische Malerei im Lindenau-Museum Altenburg", das die Restaurierung dokumentiert und den neuesten Stand der kunsthistorischen Forschung vorstellt.

STRAWALDE Jürgen Böttcher: Maler und Regisseur Eine Retrospektive zum 80. Geburtstag des Künstlers

Eine Retrospektive von STRAWALDE Jürgen Böttcher, dem Maler und Regisseur, auszurichten als einen Beitrag zur deutschen Nachkriegskunstgeschichte, eine Ausstellung, die die Haupt- und Nebenwege des Werks prüfend in neue Zusammenhänge stellt, war das Ziel. Es wird eine Auswahl der Gemälde und Zeichnungen, der Filme, Videotagebücher und Polaroids, der Übermalungen und Übermalungsfilme, der Collagen, Assemblagen und Druckgraphiken gezeigt – und die gegenseitige Durchdringung dieser Medien. Eine solche Zusammenschau der Arbeitsfelder war bisher noch nicht zu sehen, dabei gehört Strawalde doch sowohl in der Malerei als auch im Film zu den exponierten deutschen Künstlerpersönlichkeiten, die auch internationale Aufmerksamkeit erfahren.

Strawalde registriert die historischen und aktuellen Katastrophen und malt Bilder wie die Wirklichkeit sein könnte, Gegenbilder, um die Wirklichkeit auszuhalten. Zynismus ist ihm fremd. Das Schmerzgedächtnis ist Ausgangspunkt seiner Kunst bis heute. Was ihn aus der Gegenwartskunst hervorhebt, vielleicht auch isoliert von ihr, ist der Mut zu Schönheit und das bildnerische Formulieren einer wachen Utopie.

Begleitprogramm

Restaurierte Werke: Pietro Perugino

Im Rahmen des Programms Konservierung und Restaurierung von mobilem Kulturgut der Kulturstiftung der Länder und der Kulturstiftung des Bundes (KUR) wurden zwei Tafeln von Pietro Perugino aus der Sammlung des Lindenau-Museums restauriert.
Die beiden großformatigen Tafeln des umbrischen Meisters und Lehrers Raffaels, Pietro Perugino, die größten der Sammlung, stellen nach neuester Forschung die heilige Margarethe von Antiochia und den seligen Franziskus von Siena dar. Sie gehörten ursprünglich zum Hochaltar von Santissima Annunziata in Florenz, einer Kirche des Servitenordens und einer der populärsten in der Stadt. In der Ausstellung können die Besucher die Schritte der Restaurierung, aber auch die Gestalt und die Ausmaße des Altars sowie sein Bildprogramm nachvollziehen. Die in Florenz lebende Kunsthistorikerin Dr. Wiebke Fastenrath Vinattieri hat intensiv über den Altar geforscht: über seine Geschichte und über die drei Künstler, die an ihm beteiligt waren. Sie bringt nach ihrem Studium der Quellen und nach genauer Analyse des Sichtbaren neue Aspekte zu seiner Rekonstruktion vor: vornehmlich zur Ikonographie, zur Form und Formwandlung sowie zu den Raumbeziehungen. Sie entwickelte zudem die Grundlagen für eine Zeichnung sowie eine 3D-Visualisierung des Hochaltars, die von Tilman Kuhrt und Thomas Schneider von der Leipziger School of Design ausgeführt wurden. Die Restaurierung der Tafeln durch den freiberuflichen Altenburger Diplom-Restaurator Johannes Schaefer brachte zusätzliche Erkenntnisse mit sich und unterstützte die kunsthistorische Forschung.
Im Zusammenhang mit der Ausstellung erscheint das "Bulletin Nr. 2, Frühe italienische Malerei im Lindenau-Museum Altenburg", das die Restaurierung dokumentiert und den neuesten Stand der kunsthistorischen Forschung vorstellt.
Am 20. Januar veranstaltete das Lindenau-Museum ein wissenschaftliches Kolloquium zur Restaurierung der Altartafeln und zur Rekonstruktion des Hochaltars von Santissima Annunziata in Florenz.

Fioritura. Blütezeiten der Majolika Eine Berliner Sammlung

"Nach der altgriechischen Vasenmalerei ist keine andere Gattung der Keramik mit so wundervollen Dekoren, mit so tiefsinnigen Bildern hervorgetreten." Von der Richtigkeit dieser Aussage, aus dem Klappentext des Katalogs der Berliner Majolikasammlung, kann man sich in der aktuellen Ausstellung des Lindenau-Museum überzeugen: Elf Teller und Schalen, die mit einer in der Renaissance entwickelten Istoriato-Malerei dekoriert sind, werden in zwei Wandvitrinen in direkter Nachbarschaft zu den antiken Vasen des Bernhard von Lindenau zu sehen sein.
Der weit größere Teil der Sammlung aber wird in den Räumen der frühitalienischen Tafelmalerei und dem ihnen vorgelagerten Oktogon präsentiert. Die Produkte der italienischen Kunsthandwerker – darunter Spitzenstücke von Weltrang – treten in Korrespondenz zu den Werken der Maler und gewähren den Besuchern bis zur Rückkehr der mehr als vierzig italienischen Tafelbilder, die zur Zeit im Bucerius Kunstforum in Hamburg gezeigt werden, einen ganz besonderen Einblick in die italienische Kulturgeschichte.
Fioritura, Blütezeiten, nannte der Berliner Sammler seine fast 130 Stücke umfassende Kollektion vor allem italienischer Majoliken, wohl wissend, dass die in einem Zeitraum von vierhundert Jahren entstandenen Keramiken weder nur einer Epoche der Kunstgeschichte noch nur einem Produktionsort zugeordnet werden können. Bis auf wenige Ausnahmen verbindet sie aber alle die Technologie ihres Dekors. Egal ob es sich um Teller, Schalen, Krüge, Albarelli, Figuren oder Fliesen handelt, ob mit ornamentalen oder figürlichen Darstellungen – eine weiße Glasur ist die Grundlage aller Farbenpracht. Erstmalig werden in Altenburg die sechzehn letzten Erwerbungen des Berliner Sammlers zu sehen sein. Mit ihnen konnte die Sammlung noch einmal um einige wertvolle Stücke erweitert und ergänzt werden.
Die Kataloge "Fioritura: Blütezeiten der Majolika. Eine Berliner Sammlung", Teil I und II, von Tjark Hausmann sind während der Ausstellung im Lindenau-Museum erhältlich.

Die Erfindung des Bildes. Frühe italienische Meister bis Botticelli Eine Ausstellung des Lindenau-Museums Altenburg im Bucerius Kunst Forum Hamburg

In Italien begann um 1300 eine künstlerische Entwicklung, die ein neues Bildverständnis hervorbrachte. Vor allem in Siena und Florenz führten Freude am Erzählen, ausschmückende Details und die Entdeckung von Raum und Landschaft weg von der mittelalterlichen Strenge der Gotik. Die feierliche Malerei auf Goldgrund wandelte sich bis 1500 zur lebensnahen Darstellung von Mensch und Natur in der Renaissance. Anhand charakteristischer Werke dokumentiert die Ausstellung die Entstehung des neuzeitlichen Gemäldes. Der Bogen reicht von den spätmittelalterlichen Tafeln des Guido da Siena von 1270/80 bis zu Gemälden von Sandro Botticelli und Luca Signorelli aus dem späten 15. Jahrhundert. In dieser Zeitspanne löst sich das Gemälde aus den bis dahin bestehenden Zusammenhängen in Freskenzyklen, Buchillustrationen und Altarmalerei; die Figuren treten aus der raum- und zeitlosen Sphäre einer sakralen überirdischen Welt in die Lebenswirklichkeit des Betrachters. Die rund vierzig Exponate kommen aus dem Lindenau-Museum Altenburg, das über den größten Bestand früher italienischer Gemälde in Deutschland verfügt. Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.
Während der Dauer der Ausstellung im Bucerius Kunst Forum Hamburg werden in Altenburg die entstandenen Lücken durch selten gezeigte italienische Gemälde des 14. und 15. Jahrhunderts aus dem Depot gefüllt. Seit 23. Oktober 2011 werden zudem 125 Majoliken aus einer Berliner Sammlung thematisch in die Galerie einbezogen. Sie werden bis Januar 2012 Einblick in das Kunsthandwerk und in die Kulturgeschichte der italienischen Renaissance geben.

Gerhard-Altenbourg-Preis 2010 Micha Ullman: Bergwerk

Micha Ullman, dessen Eltern 1933 aus dem westthüringischen Ort Dorndorf nach Palästina emigrierten, wurde 1939 in Tel Aviv geboren. Er lebt in Ramat Hasharon in der Nähe von Tel Aviv. Der Künstler widmete sein ganzes Werk den Fragen der Erinnerung, des Verschwindens, der Abwesenheit und der Spuren: Was können wir erkennen, was können wir wissen, wie, warum und woran erinnern wir uns? Das sind die zentralen Fragen seiner Kunst. Der rote Sand seiner Heimat ist das Haupt-Motiv eines oftmals bis zum Äußersten reduzierten Werks, das dennoch nicht einfach dem Minimalismus zuzurechnen ist. Jede Geste, jede Form trägt eine Bedeutung in sich, die weit über das Material hinausweist, ohne jedoch symbolhaft verstanden werden zu können. In einer nur ihm eigenen Ästhetik der Langsamkeit hat Micha Ullman unser Verständnis von Skulptur in neue Bahnen gelenkt. Seine Arbeiten sind offene Räume der Gedanken und des Gedenkens. Sie wurzeln in der jüdischen Kultur und sind zugleich universell zu erfahren.
Micha Ullman studierte in Jerusalem und London, lehrte an verschiedenen Instituten in Israel, 1976 an der Kunstakademie Düsseldorf und arbeitete 1985 in New York, ehe er 1991 eine Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart antrat. Der Künstler ist weit über die Grenzen seines Landes und weit über die Deutschlands hinaus bekannt geworden, nicht nur mit der unterirdischen "Bibliothek", seinem Mahnmal an die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem Bebelplatz in Berlin. Personalausstellungen in Museen und Einladungen zur "documenta 8" (1987) und "documenta IX" (1992), den Biennalen in Sao Paulo (1973, 1989) und Venedig (1980) und zu anderen wichtigen internationalen Ausstellungen stellten den Rang seines Werks immer wieder unter Beweis. Für Stuttgart, München und Berlin hat Micha Ullman Kunstwerke im öffentlichen Raum in Deutschland realisiert.
In der Ausstellung des Lindenau-Museums zeigt Micha Ullman Zeichnungen zum Thema "ECHO" von 2003/2004 sowie eine für Altenburg konzipierte große Raumskulptur und damit im Zusammenhang stehende Zeichnungen von 2010 und 2011. Die neuen Arbeiten nehmen Bezug auf die Thüringer Herkunft der Familie des Künstlers.
Der Gerhard-Altenbourg-Preis ist der wichtigste Thüringer Kunstpreis und inzwischen weit über die Region hinaus anerkannt. Er wird gefördert vom Freistaat Thüringen, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Sparkasse Altenburger Land. Micha Ullman ist der siebente Preisträger, seine Vorgänger waren Carlfriedrich Claus, Walter Libuda, Roman Opalka, Markus Raetz, Lothar Böhme und Cy Twombly.
Vom 15. September bis 6. November 2011 zeigt das Leonhardi-Museum Dresden die Ausstellung "Micha Ullman: Sandwerk". Zu beiden Ausstellungen erscheinen Kataloge mit Raumdokumentationen.