Gerhard-Altenbourg-Preis 2010 Micha Ullman: Bergwerk

11. September 2011–01. Januar 2012

Micha Ullman, dessen Eltern 1933 aus dem westthüringischen Ort Dorndorf nach Palästina emigrierten, wurde 1939 in Tel Aviv geboren. Er lebt in Ramat Hasharon in der Nähe von Tel Aviv. Der Künstler widmete sein ganzes Werk den Fragen der Erinnerung, des Verschwindens, der Abwesenheit und der Spuren: Was können wir erkennen, was können wir wissen, wie, warum und woran erinnern wir uns? Das sind die zentralen Fragen seiner Kunst. Der rote Sand seiner Heimat ist das Haupt-Motiv eines oftmals bis zum Äußersten reduzierten Werks, das dennoch nicht einfach dem Minimalismus zuzurechnen ist. Jede Geste, jede Form trägt eine Bedeutung in sich, die weit über das Material hinausweist, ohne jedoch symbolhaft verstanden werden zu können. In einer nur ihm eigenen Ästhetik der Langsamkeit hat Micha Ullman unser Verständnis von Skulptur in neue Bahnen gelenkt. Seine Arbeiten sind offene Räume der Gedanken und des Gedenkens. Sie wurzeln in der jüdischen Kultur und sind zugleich universell zu erfahren.
Micha Ullman studierte in Jerusalem und London, lehrte an verschiedenen Instituten in Israel, 1976 an der Kunstakademie Düsseldorf und arbeitete 1985 in New York, ehe er 1991 eine Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart antrat. Der Künstler ist weit über die Grenzen seines Landes und weit über die Deutschlands hinaus bekannt geworden, nicht nur mit der unterirdischen "Bibliothek", seinem Mahnmal an die Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem Bebelplatz in Berlin. Personalausstellungen in Museen und Einladungen zur "documenta 8" (1987) und "documenta IX" (1992), den Biennalen in Sao Paulo (1973, 1989) und Venedig (1980) und zu anderen wichtigen internationalen Ausstellungen stellten den Rang seines Werks immer wieder unter Beweis. Für Stuttgart, München und Berlin hat Micha Ullman Kunstwerke im öffentlichen Raum in Deutschland realisiert.
In der Ausstellung des Lindenau-Museums zeigt Micha Ullman Zeichnungen zum Thema "ECHO" von 2003/2004 sowie eine für Altenburg konzipierte große Raumskulptur und damit im Zusammenhang stehende Zeichnungen von 2010 und 2011. Die neuen Arbeiten nehmen Bezug auf die Thüringer Herkunft der Familie des Künstlers.
Der Gerhard-Altenbourg-Preis ist der wichtigste Thüringer Kunstpreis und inzwischen weit über die Region hinaus anerkannt. Er wird gefördert vom Freistaat Thüringen, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Sparkasse Altenburger Land. Micha Ullman ist der siebente Preisträger, seine Vorgänger waren Carlfriedrich Claus, Walter Libuda, Roman Opalka, Markus Raetz, Lothar Böhme und Cy Twombly.
Vom 15. September bis 6. November 2011 zeigt das Leonhardi-Museum Dresden die Ausstellung "Micha Ullman: Sandwerk". Zu beiden Ausstellungen erscheinen Kataloge mit Raumdokumentationen.

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