Gerhard-Altenbourg-Preis 2012: Michael Morgner

18. November 2012–18. Februar 2013

Der Gerhard-Altenbourg-Preis 2012 wurde Michael Morgner zugesprochen, einem Künstler, der in Sachsen lebt und dessen Arbeit nicht im formalen, aber in einem inneren, geistigen Sinne mit der von Gerhard Altenbourg in Verbindung steht. Morgners Werk, das vor allem Malerei, Graphik und Skulptur umfasst, ist seit vierzig Jahren ein erneuernder und prägender Teil nicht nur der sächsischen Kunst. In dem kleinen Ort Einsiedel nahe bei Chemnitz, dessen Zerstörung Morgner als Kind in den letzten Kriegstagen erlebte, entstand ein Werk von universeller Gültigkeit, in dem die Spuren dieses Ereignisses und Erfahrungen mit dem Tod bis heute anwesend sind.

Michael Morgner (geb. 1942) absolvierte eine klassische Malereiausbildung in Leipzig, begann aber alsbald, dem engen Programm dieser Schule und den Konventionen der "DDR-Kunst" zu entfliehen. Er hat Performances gemacht und war keinem Happening abgeneigt, er hat früh mit neuen Medien experimentiert und mit der Natur als Rohstoff. Er war immer einfallsreich, wenn es darum ging, den Alltag der DDR mit fröhlicher Anarchie zu unterwandern. Er entzog sich jeder Anpassungserwartung, blieb klar und verfolgte unbeirrt sein Ziel. Dieses Ziel bestand vor allem darin, die Geschichtlichkeit wie die Gegenwart seiner Erfahrungen in eine poetische Form zu bringen, die christliche ikonographische Überlieferungen und mythische Urbilder, die Natur wie die Reflexion über das Zeitgenössische, Soziale und Politische in einem offenen Zeichensystem darstellt. Diese persönliche Ikonographie fand auch Eingang in das umfangreiche druckgraphische Werk des Künstlers. Die Ausstellung zeigt neben Aktionsfotografien, Skulpturen, Tuschzeichnungen und Malerei auch die Radierungsmappe "ECCE HOMO", die im Jahr 2000 erschien, sowie die zeichnerischen Entwürfe für diese Folge.

Michael Morgner gehörte in der DDR zu der Künstlergruppe CLARA MOSCH, von der in den siebziger und frühen achtziger Jahren Impulse zu aktionistischem Aufbegehren wie entschlossenem Insistieren auf der Idee der Autonomie der Kunst ausgingen und deren Intentionen Carlfriedrich Claus, selbst Mitglied der Gemeinschaft, als einen "Vorversuch zu einer unkonventionellen Kommunikationsart, offen für existentielle Fragestellungen" beschrieb. Ralf-Rainer Wasse hat die spontanen Aktionen der Gruppe fotografisch dokumentiert. Jene Fotografien, die von Morgner initiierte Aktionen festhalten, wurden für die Ausstellung ausgewählt. Insgesamt erhebt die Ausstellung nicht den Anspruch einer Retrospektive, sondern sie gibt einen kursorischen Einblick in die zentralen Motive und Produktionsweisen des Künstlers.

Zur Ausstellung ist eine zweiteilige Publikation (Bildband und Textband mit Fotodokumentationen) zum Preis von 28 Euro erschienen. Darüber hinaus ist die Graphik-Literatur-Edition Nr. 10 des Förderkreises "Freunde des Lindenau-Museums" e.V. mit einer Radierung von Michael Morgner und einem Text von Mathias Jähnig erschienen. Weitere Graphiken von Michael Morgner können ebenfalls erworben werden.

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