Heinrich Zille: Kinder der Straße. Zeichnung, Grafik, Fotografie Eine Ausstellung zum 150. Geburtstag des Künstlers in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste und der Stiftung Stadtmuseum Berlin

06. April 2008–08. Juni 2008

Heinrich Zilles Werk zählt zu den bekanntesten Unbekannten der Berliner Kunst. Zwar ist es in zahllosen Bildbänden präsent, aber nur selten war es in Ausstellungen zu sehen. Zille ist im Bewusstsein vieler Menschen als abgestandene Berlin-Folklore vom "Vater Zille" präsent. Doch er hat nichts weniger verdient als das. Diese Ausstellung wirft vor dem Hintergrund der sozialen Fragen der postindustriellen Gesellschaft und ihrer aktuellen Diskurse über die wachsende Armut und den gefährdeten Zusammenhalt der Gemeinschaft einen neuen Blick auf sein Werk. Sie zeigt erstmals Fotografien, Zeichnungen und Druckgrafiken im Zusammenhang.
1907 musste Zille den Schritt in eine freie Künstlerexistenz wagen. Im Jahr darauf veröffentlichte er sein Buch "Kinder der Straße", das dieser Ausstellung den Titel gibt. Er ist nicht motivisch, sondern als Metapher zu verstehen für die Heimatlosen und Ausgegrenzten im Berlin um 1900, einer rasant wachsenden Stadt mit enormen sozialen Verwerfungen. In der Zeit der Weimarer Republik wurde Zille zu einer unumstößlichen Instanz, man machte ihn aber auch zu einem Markenzeichen für das sogenannte "Milljöh". Zille engagierte sich, wo er konnte, in sozialen Fragen, er unterstützte soziale und politische Initiativen, ohne sich jedoch einer Partei anzuschließen. 1924 wurde er auf Betreiben Max Liebermanns zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste berufen.
Zu den Sammlungsschwerpunkten des Lindenau-Museums gehört die Kunst der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Das Museum empfängt die von der Akademie der Künste in Zusammenarbeit mit der Stiftung Stadtmuseum ausgerichtete Ausstellung mit einer Präsentation des eigenen Bestands an Gemälden, Plastiken, Grafiken, die in Beziehung tritt zu Zilles Werk und vor der seine Eigenart sich deutlich abzeichnet.

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