Die Altenburger Villengärten
In den aufstrebenden Großstädten des 19. Jahrhunderts wie Berlin, Wien oder München entstanden prachtvolle, Schlössern gleiche Villenanlagen. Aber auch in Altenburg, wo die Bauherren weniger reich, die Grundstücke weniger großzügig waren, lässt sich das Entstehen und Vergehen der Villengärten nachvollziehen. Auch hier in der Provinz gehörte zum repräsentativen Wohnsitz der passende Garten.
Für den Bau von Villen wurden schrittweise ganze Straßenzüge neu vermessen und parzelliert. Dies betraf ab 1865 vor allem die Lindenaustraße mit den angrenzenden Straßen Richtung Norden. Nach der Verlegung des Bahnhofes entstand 1878 die Wettiner Straße.
Die früheste Gartenanlage im Zusammenhang mit den Villenbauten des 19. Jahrhunderts ließen die Handschuhfabrikanten Ranniger anlegen. Ihre erste Villa wurde 1838 auf dem sogenannten Dietzmannschen Berg an der heutigen Angerkreuzung errichtet. Der Baumbestand um die im italienischen Stil gehaltene Villa verweist heute noch auf die einstige Parkanlage, zu der Grotten, Gewächshäuser und andere Baulichkeiten gehörten. Die eigentliche Handschuhfabrik befand sich nördlich der Villa. Dort stand ein weiteres Wohnhaus der Familie, umgeben von einem eindrucksvollen Garten. Ein Pavillon, Springbrunnen und seltene Pflanzen schmückten die öffentlich zugängliche Anlage. Vor allem Eduard Ranniger (1836–1899), mit seinen Produkten erfolgreich auf mehreren Weltausstellungen, ließ den Garten erweitern und stattete ihn mit Gewächshäusern und exotischen Pflanzen aus. Im Zuge des Baues der neuen Familienvilla 1876 in der
Maßgeblich setzte sich Eduard Ranniger für die erste Altenburger Landesausstellung 1886 ein, auf der Gartenanlagen einen wesentlichen Platz einnahmen. Das Ausstellungsgelände befand sich auf dem heutigen Jahnplatz. Rannigers Aktivitäten und die Landesausstellung haben vermutlich dazu beigetragen, dass weitere Unternehmer größere Garten- und Parkanlagen anlegten. Zu ihnen gehörten der Zigarrenfabrikant Edmund Schmidt, der Nähmaschinenfabrikant L. O. Dietrich und Hugo Köhler, dessen Firma und Wohnsitz sich in der Leipziger Straße befanden. Die Wohnhäuser und Fabrikanlagen besaßen bereits mit Palmen bestandene Vorgärten. Doch Köhler schuf sich zudem vor 1890 eine große Gartenanlage zwischen Leipziger und Parkstraße in einer ehemaligen Sandgrube. Das Gelände wurde geschickt für Terrassen mit zahlreichen seltenen Pflanzen, Wasserbecken und Gewächshäuser genutzt. Es wird auch vom Miniaturnachbau der Athener Akropolis berichtet.
Heute lassen sich nur noch ganz wenige Spuren der einstigen Pracht finden. Die allermeisten der früheren Villengärten sind verlorengegangen. Dennoch will die Ausstellung des Lindenau-Museums und des Schlossmuseums „Grünes im Quadrat. Historische Gärten im Altenburger Land“, die noch bis zum 3. Oktober im Altenburger Residenzschloss stattfindet, auch das Bewusstsein dafür wecken, dass es sich bei den Villen und ihren Gärten um Gesamtzusammenhänge handelte, deren Wert bei Investitionen oder Neugestaltungen Beachtung finden sollte.
Weitere Teile der Ausstellungsserie „Grünes im Quadrat“ sind im Naturkundemuseum Mauritianum und im Museum Burg Posterstein zu sehen.
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