Digitalisierung und KI an Museen - Chancen und Verantwortung

Museen stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) verändern nicht nur unsere Kommunikationsformen, sondern auch das Selbstverständnis kultureller Institutionen. Museen bleiben Orte der Bewahrung, Forschung und Vermittlung - doch im digitalen Zeitalter gilt es, diese Funktionen neu zu denken und virtuell zu erweitern. Dieser Aufgabe widmen wir uns an den Altenburger Museen, besonders im Stabsreferat Digitalisierung, das vielfältige Schnittstellen umfasst: Sammlungsmanagement, Provenienzforschung, Ausstellungskonzeption, Kunstvermittlung, Kommunikation sowie Verwaltung und Organisation. Wir begleiten aktiv die digitale Transformation unserer Häuser.

Digitalisierung macht Sammlungen weltweit zugänglich. Hochauflösende Scans, digitale Archive und virtuelle Rundgänge fördern Barrierefreiheit und Teilhabe - unabhängig von Ort oder physischer Präsenz. Digitale Technologien erweitern zudem kuratorische Möglichkeiten: Interaktive Medienformate sowie VR- AR-Anwendungen ermöglichen neue Narrative und immersive Erlebnisse.

Foto: Philipp Hort

Mit einem virtuellen Modell der Ausstellungsräume im Prinzenpalais des Residenzschlosses ermöglichen wir eine digitale Ausstellungsplanung unserer Sonderausstellungsflächen. Und die interaktiven Websiten bellissimo.digital und „Feuer und Farbe - Gemälde und Grafiken von Walter Jacob" sowie unsere zukünftige „Sammlung Digital“ laden Besucherinnen und Besucher ein, nicht nur zu Betrachtenden, sondern auch zu Mitwirkenden ihrer musealen Erfahrungen zu werden.

Foto: Philipp Hort

KI geht noch einen Schritt weiter: Sie analysiert große Datenmengen, erkennt Zusammenhänge und eröffnet neue Perspektiven auf Kunst und Kulturgeschichte.

 

Sie unterstützt bei der Erkennung von Stilmerkmalen oder schlägt Verbindungen zwischen Künstlerinnen und Künstlern oder ähnlichen Werken vor. In der Schnellerfassung der Sammlung Rothe mit rund 3.500 Grafikblättern kam KI bei uns am Haus bereits Ende des Jahres 2024 erfolgreich zum Einsatz.

Zudem verbessern intelligente Assistenzsysteme die Vermittlung - individualisiert, mehrsprachig und rund um die Uhr verfügbar. So bot sich beim Jahresempfang der Altenburger Museen am 4. Juni den Besucherinnen und Besuchern die Gelegenheit, an einer der „Zauberstationen“ eine außergewöhnliche Erfahrung zu machen: Sie konnten mit der Heiligen Margarethe - einer digital zum Leben erweckten Figur aus einem unserer italienischen Tafelbilder - chatten. Diese wurde mit den überlieferten Heiligenlegenden angereichert.

Foto: Philipp Hort

Doch mit dem technologischen Fortschritt wächst auch die Verantwortung: Welche Daten werden wie verwendet? Wie wird kulturelles Erbe digital bewahrt, ohne den historischen Kontext zu verlieren? Wer gibt beim Einsatz von KI den Algorithmen vor, wie sie unsere Geschichte erzählen sollen? Bei aller Innovationsfreude sind Museen verpflichtet, ethische, wissenschaftliche und gesellschaftliche Maßstäbe zu wahren. In den Altenburger Museen übernimmt diese verantwortungsvolle Aufgabe das gesamte wissenschaftliche Team, das inhaltlich die Sammlungen bearbeitet und erforscht, beispielsweise im Rahmen der Provenienzforschung.

Digitalisierung und KI sind keine Selbstzwecke, sondern Werkzeuge. Sie fordern strategisches Denken, interdisziplinäre Zusammenarbeit und nachhaltige Infrastruktur. Die digitale Transformation ist kein abgeschlossenes Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess mit großem Potenzial für Bildung, Teilhabe, Forschung und Austausch. Doch sie braucht auch eine klare Vision für ein Museum, das Technologie nicht nur nutzt, sondern mit ihr wächst und als lebendiger Ort der Reflexion, Begegnung und kritischen Auseinandersetzung auch digital überzeugt.

 

Der Jahresempfang der Altenburger Museen fand am 4. Juni 2025 im Residenzschloss Altenburg unter dem Motto „Die Altenburger Museen im digitalen Wandel“ statt.

 

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