Fritz von Lindenau und die Wege seiner Familiensammlung
Fritz von Lindenau und das Lindenau-Museum Altenburg
Es ist kein Zufall, dass Fritz von Lindenau (1883–1965) den gleichen Namen trägt, wie das Lindenau-Museum. Der Museumsgründer Bernhard August von Lindenau (1779–1854) war ein entfernter Verwandter Fritz von Lindenaus, deren gemeinsamer Stammbaum sich jedoch bereits Anfang des 17. Jahrhunderts trennte. Fritz von Lindenau nahm diese Verbindung trotzdem zum Anlass, Informationen und kunstgewerbliche Gegenstände zu Bernhard August von Lindenau zu sammeln. Bereits als junger Mann begann Fritz von Lindenau, damals noch Offizier des Altenburger Regiments, Erinnerungsstücke seines Adelsgeschlechts zusammenzutragen. Darunter befanden sich Porzellanstücke, Bilder, Siegel, Bücher und Archivalien, von denen er einige mit Etiketten und Beschriftungen versah. Diese „von Lindenau’sche Familiensammlung“, pflegte er über Jahrzehnte und präsentierte Teile davon unter anderem im Damenzimmer seines Hauses in Berlin Schlachtensee (siehe Abb. 1). Einige dieser Objekte befinden sich heute im Lindenau-Museum.
Wie kam die „von Lindenau’sche Familiensammlung“ ins Lindenau-Museum?
Fritz von Lindenau kam zum Ende des Ersten Weltkriegs nach Berlin, um im Buchdruckgewerbe zu arbeiten und wurde später Inhaber der Graphischen Kunstanstalt Hollerbaum & Schmidt (1929–1941). Fritz von Lindenau und seine zweite Ehefrau Annemarie geb. von Roques (1899–1958) verließen Berlin im Jahr 1943 wegen der Gefahr von Bombardierungen. Sie zogen ins Schloss Windischleuba, das seinem Freund, dem Schriftsteller Börries von Münchhausen (1874–1945) gehörte. Um auch sein Hab und Gut vor der unmittelbaren Zerstörung in Berlin zu bewahren, ließ Fritz von Lindenau es von den Altenburger Speditionsfirmen Adolf Spindler und Richard Trommler nach Windischleuba bringen, darunter auch die Familiensammlung (siehe Abb. 2). Aufgrund des Umfangs der Sammlung wurden die Stücke auf das Schloss Windischleuba und mehrere Orte in der Umgebung, darunter Borgishain, verteilt.
Wenige Tage bevor die Sowjetische Militäradministration (SMAD) am 30. Juni 1945 die Kontrolle über Altenburg übernahm, zogen Fritz und Annemarie von Lindenau nach Heigenbrücken bei Aschaffenburg in die amerikanische Besatzungszone. Den Großteil ihres Besitzes konnten sie nicht mitnehmen. Der sich heute im Lindenau-Museum befindliche Sammlungsteil wurde Ende 1945 vom damaligen Bürgermeister der Gemeinde Windischleuba in Verwahrung genommen. Am 25. Juli 1950 wurde Fritz von Lindenau um die Abholung seiner Sammlung gebeten, deren Eigentümer er nach wie vor war. Politische Restriktionen machten es ihm vermutlich unmöglich, die Sammlung in die Bundesrepublik Deutschland auszuführen. Sieben Jahre später bat die Gemeinde Windischleuba das Lindenau-Museum, die verbliebenen Objekte zu übernehmen.
Seit rund 70 Jahren befindet sich ein Teil der Familiensammlung von Fritz von Lindenau im Lindenau-Museum. Im Rahmen des dreimonatigen Praktikums von Farina Kolbe am Museum konnte die Provenienz der Sammlung nun geklärt werden, sodass auf Grundlage der Recherchen der Kontakt zu Fritz von Lindenaus Enkel Wolff von Lindenau hergestellt werden konnte. Mitte Dezember durften wir Wolff von Lindenau gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Philipp Alexander Schäfer in Altenburg begrüßen. Bei dem freundlichen Besuch tauschte man sich gemeinsam über die „von Lindenau’sche Familiensammlung" aus.
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