Herzlichen Glückwunsch, Gerhard Altenbourg!

2026 wäre der Grafiker, Zeichner und Dichter Gerhard Altenbourg (22. November 1926 bis 30. Dezember 1989) 100 Jahre alt geworden. Die Altenburger Museen feiern ihm zu Ehren im kommenden Jahr ein Jubiläum mit der Ausstellung „Der fantastische Gerhard Altenbourg“. Begleitet wird die Ausstellung von zahlreichen Veranstaltungen.

Der gut vernetzte, aber zurückgezogen in Altenburg lebende Künstler hinterließ ein umfangreiches Gesamtwerk, das in großen Teilen im Lindenau-Museum Altenburg und in der Stiftung Gerhard Altenbourg bewahrt wird, die seinen Nachlass verwaltet. In der ehemaligen DDR bis in die 1980er Jahre blockiert, von Weggefährten verehrt und als Geheimtipp gehandelt, wurde Gerhard Altenbourg in der Bundesrepublik bereits zu Lebzeiten hochgeschätzt. Interessierte sammelten dort seine Werke, die auch in Ausstellungen in Bremen, Hannover, München oder Stuttgart zu sehen waren. Ab Mitte der 1970er Jahre wurden Verkäufe seiner Werke über den Staatlichen Kunsthandel der DDR abgewickelt.

Gerhard Altenbourg, Gierig witternd die Trauben, 1973, Stiftung Gerhard Altenbourg, Foto: Lindenau-Museum Altenburg © Stiftung Gerhard Altenbourg / VG Bild-Kunst, Bonn 2025/26

 

Altenbourg teilte sein Schaffen selbst thematisch ein: in frühe Zeichnungen, Landschaften, Szenen oder sogenannte Miniaturen und Kopfbilder. Letztere gehen häufig in Landschaftsbilder über. Die zumeist als Mischtechniken aus unterschiedlichsten Zeichenmaterialien komponierten Zeichnungen sind aus mikroskopisch feinen Punktierungen, gestrichelten Linien auf die Papierflächen gesetzt. Diese geflechtartigen Kompositionen weisen Altenbourg als Materialkenner und akribischen Künstler aus, der das Zeichnen auch als meditative Arbeit ansah. Er hatte besondere Freude daran, in seinen Bildern Hinweise einzuflechten, denn - so sagte er einmal - „Wenn man in die Gewebe [der Zeichnungen] eindringt, kann man spitzbübische Entdeckungen machen. Der Zeichner hat vieles versteckt, mit einer diebischen Freude am Versteckspiel.“(1) In Anlehnung an dadaistische Kunst ersann Altenbourg außergewöhnliche, ironische Werktitel, die uns als Betrachter und Betrachterinnen gelegentlich in die Irre führen.

 

Gerhard Altenbourg, Ohne Titel [Zwei verbunden durch die kleine Eva], undatiert, Stiftung Gerhard Altenbourg, Foto: Lindenau-Museum Altenburg © Stiftung Gerhard Altenbourg / VG Bild-Kunst, Bonn 2025/26

Ausgehend von Ausstellungen der 1960er Jahre in Berlin (West) und Nürnberg („Phantastische Figuration“ und „Labyrinthe. Phantastische Kunst vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart“ im Jahr 1966 und „Ars Phantastica“ im Jahr 1967), an denen Altenbourg teilnahm, wird die für das nächste Jahr geplante Ausstellung den Fokus vor allem auf figürliche Darstellungen in seinem Werk legen. Neben bis ins Detail ausgearbeiteten Drucken, Zeichnungen, Künstlerbüchern und plastischen Arbeiten werden skizzenhafte Werke mit fantasievollen und skurrilen Szenen präsentiert. Es zeigt sich, dass diese Arbeiten sein Schaffen dominieren. In den „phantastischen Figurationen“ tummeln sich bizarre Monster und andere Wesen, die seine künstlerische Auseinandersetzung mit Kunstströmungen der Moderne nahelegen. Viele Zeichnungen sind sehr experimentell. Früh begann Altenbourg eine eigene Formensprache und Figuren zu entwickeln, die dem Reich der Fantasie entsprungen scheinen. Das Blatt Formvariationen (1951) ist daher besonders reizvoll; es zeigt Altenbourgs Lust an figuraler Formverwandlung, am spielerischen Entwickeln und an der seriellen Abfolge.

 

Gerhard Altenbourg, Formvariationen, 1951, Stiftung Gerhard Altenbourg, Foto: Lindenau-Museum Altenburg © Stiftung Gerhard Altenbourg / VG Bild-Kunst, Bonn 2025/26

 

Text von Dr. Silvia Schmitt-Maaß

 

[1] zit. nach Lothar Lang (unter dem Pseudonym Ludwig Last: Ironie bei Altenbourg, in: Gerhard Altenbourg: Gerhard Altenbourg. Werkverzeichnis 1947–1969, hrsg. v. Dieter Brusberg, unter Mitarbeit von Dr. Annegret Janda. Ausst.-Kat. Baden-Baden, Berlin u.a. Hannover: Galerie Brusberg 1969, S. 15.


Die Ausstellung „Der fantastische Gerhard Altenbourg“ wird vom 12. Mai bis zum 16. August im Lindenau-Museum im Prinzenpalais des Residenzschlosses Altenburg zu sehen sein.

 

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