Kunst macht Schule – Kunstunterricht am Lindenau-Museum Altenburg

Wir Kunstvermittlerinnen werden nicht müde zu sagen, dass Bernhard August von Lindenau die Kunstschule sogar ein paar Tage vor dem Museum eröffnete.
Wir sagen auch, dass er die Gipsabgüsse, die er gekauft hat bzw. hat kaufen lassen, für die schönste Kunst hielt, aber auch, dass sie Modelle waren, die nicht frieren, keinen Hunger haben, nicht über Schmerzen vom Stillhalten klagen und man keine Termine mit ihnen ausmachen muss. Das gleiche gilt natürlich auch für die Architekturmodelle. Und auch die Bücher aus Lindenaus Bibliothek waren Arbeitsmaterial, zum (Nach)Lesen, Anschauen und zum Abzeichnen.
Noch heute basieren unsere Vermittlungsangebote weiterhin auf Werken der Museums-Sammlungen. Nur die Herangehensweisen sind natürlich ganz andere. Ein großes Anliegen unserer Vermittlungsarbeit ist es, aufzuzeigen und erfahrbar zu machen, was die mitunter mehrere hundert Jahre alten Werke heute noch mit unserer Gesellschaft zu tun haben.

 

Enge Zusammenarbeit mit Altenburger Schulen

Seit 2004 besuchen die Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen des Christlichen Spalatin-Gymnasiums Altenburg im Kunstunterricht das studio des Lindenau-Museums. Dabei lernen sie nicht nur die unterschiedlichen Sammlungen des Hauses kennen, sondern erweitern auch ihre praktischen Fertigkeiten im Töpfern und im Drucken, schneiden in Holz oder malen wie die Künstler vor 600 Jahren mit Eitempera. Sie bekommen Einblicke in die Arbeitsfelder, die ein Museum bietet, machen neue Erfahrungen mit künstlerischen Ausdrucksweisen und üben sich in Toleranz ihren Mitmenschen und Akzeptanz sich selbst gegenüber.
Fast ebenso lange kooperiert das Museum mit der Freien Grundschule Christian Felix Weiße Altenburg. Auch deren Schülerinnen und Schüler besuchen regelmäßig das studio sowie die Ausstellungen des Lindenau-Museums und des Schloss- und Spielkartenmuseums.
Seit mittlerweile vier Jahren kommen die Kinder der Martin-Luther-Schule in die Kunstgasse 1 und probieren sich kreativ aus. Seit Ende letzten Jahres besteht auch ein Kooperationsvertrag zwischen dem Museum und der Schule. Die Erst- bis Viertklässlerinnen und -klässler der Martin-Luther-Schule sind die sogenannten „KunstGartenZwerge“. Sie schnitzen und drucken Linolschnitte, erfinden und drehen Trickfilme oder gestalten Pop-Up-Bücher.

 

KUNSTWAND-Präsentation

Die Präsentationen an der KUNSTWAND im Interim des Lindenau-Museums in der Kunstgasse 1 beginnen jedes Jahr mit einem Thema aus dem studio und weil Besuche von Schulklassen so ein wichtiger Pfeiler unserer Vermittlungsarbeit sind, zeigen wir in der aktuellen Präsentation „Kunst macht Schule“ Arbeiten aus den Unterrichtsstunden mit unseren drei Kooperationsschulen.

KUNSTWAND-Präsentation „Kunst trifft Schule"

Die ausgestellten Buntpapiercollagen nach Gipsabgüssen, die römische und griechische Skulpturen zur Grundlage haben, entstehen zum Schwerpunkt Antike im Kunstunterricht des Christlichen Spalatin-Gymnasiums Altenburg.

Die Keramikgefäße sind antiken Vasen (auch Skyphoi genannt) nachempfunden. Die drei Grundtypen der antiken Säulenordnung (dorisch, ionisch, korinthisch) werden als Holzschnitte umgesetzt. Am Ende eines Schulhalbjahres präsentieren die Schulkinder ihre Arbeitsergebnisse den Eltern, Großeltern, Geschwistern sowie Lehrerinnen und Lehrern.
Die ersten Klassen der Freien Grundschule Christian Felix Weiße orientieren sich bei der Gestaltung ihrer kleinen Kunstwerke an den auch schon für die frühitalienischen Tafelbilder hergestellten Farben. Mit Quark und natürlichen Pigmenten z. B. Kurkuma, Kaffee und Erde erzeugen sie die Farben ihrer eigenen Bilder.

Mamood Mohammad, Collage nach Gipsabguss „Wagenlenker von Delphi", 2024

Ein Tag im studio

Ein Tag im studio sieht in der Regel folgendermaßen aus:

Um 8:30 Uhr treffen müde Kinder und Jugendliche, die gerade gelaufen oder mit dem Bus gekommen sind, auf ausgeschlafene Vermittlerinnen, die bereits Sitzkissen, laminierte Bilder, Bücher, eine 3D-gedruckte Athena, Eichhörnchenhaarpinsel, Blattgold und vieles mehr bereitgelegt haben.
Gegen 8:40 Uhr findet eine kurze Begrüßung und Einführung in das Haus statt. Anschließend werden die Kinder in zwei oder drei Gruppen aufgeteilt.
Zwischen 8:45 und 9:45 Uhr begeben sich die Kinder zumeist in zwei Gruppen auf einen gemeinsamen Rundgang und werden für Bernhard August von Lindenau, das Museum, die Sammlungen und verwandte Themen sensibilisiert, wobei es eigentlich keine „doofen“ Fragen gibt. Nach einer wohlverdienten Frühstückspause, in der die Kunstvermittlerinnen neidisch in die gut und abwechslungsreich gefüllten Brotdosen schauen, wird’s praktisch!
Von 10 bis 12 Uhr gehen alle in eine oder zwei der fünf Werkstätten: KERAMIKstudio (vielleicht einen Trinkschale nach antikem Vorbild gestalten), GRAFIKstudio (vielleicht einen Holz- oder Linolschnitt nach einem Portrait oder einer griechischen Säule schneiden und drucken), ATELIER im studio (eventuell Buntpapiercollagen nach Gipsabgüssen kleben), studioDIGITAL (endlich mal ein 3D-Modell der Athena auf dem Tablet farbig anmalen) oder ins studioLEONARDO (gemeinsam Rahmen bauen für schöne Erinnerungsfotos).

In der gemeinsamen Abschluss- und Feedbackrunde von 12 bis 12:30 Uhr erkennt das eine oder andere Kind, dass es an solch einem Tag auch ohne Handy wahnsinnig viel Spaß gehabt hat.

Text von Nora Frohmann

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