Von Büchern und Menschen (und Katzen)

Ob Museumsmenschen irgendwie anders sind? Unwillkürlich drängt sich diese Frage auf, wenn man durch die Verwaltungstrakte das Interimsgebäude unseres Museums streift und links und rechts in die Büroräume schaut. Wandbilder oder Fotos sind kaum auszumachen. Stattdessen entdeckt man unzählige Regale, die über und über mit Büchern gefüllt sind. Hier finden sich Texte zu Themen wie Ikonographie und Ästhetik, Künstlerinnen und Künstlern und eben zu Katzen.

Katzen in der Museumsbibliothek?
Schon seit Jahrtausenden teilen sich Menschen ihre Wohnräume mit Katzen. Als Motiv in der bildenden Kunst sind sie seit der Antike belegt. Und so wundert es nicht, dass sich in der Bibliothek des Lindenau-Museums zahlreiche Abbildungen von Katzen finden.

Schnell nachgeschlagen
Grundbestand einer jeden Bibliothek sind Handbücher und Lexika. Schnell lassen sich hier zu einzelnen Begriffen und Personen Grundinformationen ermitteln. Im Falle der Katze wird beispielsweise im Metzler-Lexikon Antike erläutert, dass sie als Haustier zunächst in Ägypten, später auch in Griechenland und dem übrigen Mittelmeerraum Verbreitung fand. [1] Laut dem Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens müssen Menschen, die Katzen nicht leiden können, an ihrem Hochzeitstag mit schlechtem Wetter rechnen.

Foto der Monografie "Hermann Bünemann (Hrsg.): Franz Marc, München 1948" mit einer Abbildung von "Mädchen mit Katze" von Franz Marc.
Franz Marc, Mädchen mit Katze, abgedeuckt in: Hermann Bünemann (Hrsg.): Franz Marc, München 1948.


Vielseitiges Motiv für Künstlerinnen und Künstler
Ein umfassender Bestand in der Museumsbibliothek gilt den Künstlermonographien. Hier werden einzelne Person und ihr Schaffen behandelt. Dazu zählen unter anderem Biografien, Werkverzeichnisse und thematische Bildbände. Katzen finden nicht selten Eingang in diese Bücher So schleichen sie in farbenfroher und abstrakter Gestalt durch die Bilder von Franz Marc. [2] Leonardo da Vinci analysierte die Wesen für anatomische Studien und schrieb in seinen Aufzeichnungen nieder: „Wenn Du beobachtest, wie eine Katze am Tag zwischen vielen irdenen Gefäßen herumspringt, so wirst du sehen, daß sie unversehrt bleiben; aber wenn sie das gleiche bei Nacht tut, dann werden ziemlich viele in Scherben gehen.“ [3]

Friedrich Overbeck, Der Maler Franz Pforr, 1810/1865, Nationalgalerie Berlin

Katzen aus dem Katalog
Viele Museen besitzen Kunstgegenstände von und mit Katzen. Es liegt daher nahe, dass sie in Sammlungskatalogen zu entdecken sind. Sammlungskataloge sind Bücher, die den Gesamtbestand oder Teilbestände einer Institution aufführen. Auf diese Weise erblickt man sie beispielsweise in einer Veröffentlichung der Nationalgalerie Berlin auf einem Bildnis des Malers Franz Pforr. [4]
Möglicherweise durch den wahrnehmbaren Katzenhype in den sozialen Medien begründet, haben Museen das Motiv als Thema für Ausstellungen entdeckt. Begleitet werden solche Ausstellungen häufig von Katalogen wie etwa „Auf leisen Pfoten. Die Katze in der Kunst“. [5] Doch auch in Publikationen zu anderen Themen zeigen sich die Tiere immer wieder. So wird in einem Katalog zur altägyptischen Kultur die Statuette einer sitzenden Katze abgebildet. Aus dem beigefügten Text erfährt man, dass seinerzeit sogar eine katzenköpfige Göttin verehrt wurde. [6]

Foto des Ausstellungskatalogs mit Darstellungen von Katzen auf dem Cover
Cover des Ausstellungskatalog Städtische Galerie Karlsruhe (Hrsg.): Auf leisen Pfoten, Heidelberg 2006

 

Beim Gang durch das Interim mag der Eindruck entstanden sein, Katzen wohnen bei uns nur zwischen Buchseiten. Dabei tummeln sich die Vierbeiner hier auch in Form von Pinnwandmagnete, auf Brotdosen oder Tischkalendern. Alltägliche Kleinigkeiten, die wohl jede Katzenliebhaberin und jeder Katzenliebhaber von sich selbst kennt. So viel anders scheinen Museumsmenschen wohl doch nicht zu sein.

Text von Melanie Bogdan und Dr. Benjamin Spira

 

[1] Vgl. Kai Bordersen/Bernhard Zimmermann (Hrsg.): Metzler-Lexikon Antike, Stuttgart/Weimar 2006.
[2] Vgl. u.a. Hermann Bünemann (Hrsg.): Franz Marc, München 1948, Frontispiz.
[3] Leonardo da Vinci: Tagebücher und Aufzeichnungen, Leipzig 1952, S. 146.
[4] Vgl. Angelika Wesenberg/Eve Förschl (Hrsg.): Nationalgalerie Berlin, Leipzig 2001, S. 316-317.
[5] Städtische Galerie Karlsruhe (Hrsg.): Auf leisen Pfoten, Heidelberg 2006.
[6] Vgl. Wildfried Seipel: Götter Menschen Pharaonen, Stuttgart/Ostfildern 1993, S. 248-249.


Seit 1995 findet jedes Jahr am 24. Oktober deutschlandweit der "Tag der Bibliotheken" statt. In diesem Jahr findet er nun schon zum 30. Mal statt!
Der Tag lenkt alljährlich die Aufmerksamkeit auf die über 8.000 Bibliotheken in Deutschland und macht auf ihr umfangreiches Angebot neugierig. In vielen Bibliotheken wird seit seiner Einführung mit vielfältigen Veranstaltungen auf die verschiedenen Leistungen der Bibliotheken als unverzichtbare Kultur- und Bildungseinrichtungen hingewiesen.

 

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