Italienische Tafelbilder in Lissabon

Immer wieder wird das Lindenau-Museum Altenburg von Museen aus aller Welt um Leihgaben gebeten. Häufig steht die renommierte Sammlung „Frühe italienische Malerei“ im Blickpunkt des Interesses. Vor einigen Monaten hat nun das Museu Nacional de Arte Antiga in Lissabon anlässlich seiner Ausstellung „Alvaro Pirez d'Évora – Ein portugiesischer Maler in Italien am Vorabend der Renaissance“ vier kostbare Tafeln aus Altenburg angefragt.
In der Präsentation in Lissabon steht mit Alvaro Pirez d'Évora (vor 1411 – nach 1434) ein Portugiese, der im 15. Jahrhundert in Italien gelebt und gearbeitet hat und dessen Werk im Lindenau-Museum immerhin mit drei Gemälden präsent ist, im Fokus. Kaum mehr als 50 Gemälde von Alvaro Pirez d'Évora sind bisher weltweit bekannt. Ihre künstlerische Qualität und historische Bedeutung bilden den Ausgangspunkt für die Präsentation in Lissabon. Sie umfasst insgesamt 85 Kunstwerke, darunter wichtige Leihgaben bedeutender europäischer Museen, u. a. aus der Gemäldegalerie Berlin, dem Musée du Petit Palais Avignon und den Gallerie degli Uffizi Florenz sowie vielen anderen führenden Museen und Privatsammlungen aus Italien, Frankreich, Deutschland, Ungarn und Polen.
Die Ausstellung „Alvaro Pirez d'Évora – Ein portugiesischer Maler in Italien am Vorabend der Renaissance“ ist vom 29. November 2019 bis 15. März 2020 im Museu Nacional de Arte Antiga in Lissabon zu sehen.

 

 

Kopfüber ins Museum

Der Freistaat Thüringen erwirbt ein Gemälde von Horst Peter Meyer für das Lindenau-Museum

Am Montag, dem 9. Dezember 2019, stellte Museumsdirektor Dr. Roland Krischke in Anwesenheit des Künstlers das Gemälde „DIE LETZTEN DREI (DIE BEWERBUNG)“ gemeinsam mit Dr. Benjamin Rux, dem Kustos für Gemälde und die Grafische Sammlung, vor. Krischke und Rux hatten das 2019 entstandene Bild zusammen mit dem Altenburger Künstler Prof. Peter Schnürpel erst vor wenigen Monaten in Meyers Atelier in Apolda ausgesucht und dem Freistaat Thüringen zur Anschaffung vorgeschlagen. Nun kann die „Neuerwerbung“ noch bis zum 2. Januar 2020 an bevorzugter Stelle im Lindenau-Museum besichtigt werden.

Aufgrund seiner besonderen Lage im Dreiländereck nimmt das Museum Künstler aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen in den Blick. Es ist fast eine Kuriosität, dass es im Bestand bisher zwar einige grafische Arbeiten, aber noch kein einziges Gemälde des in Weimar und Apolda lebenden und arbeitenden Künstlers Horst Peter Meyer (geb. 1947) gab. Denn Meyer zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Künstlern in Thüringen und seine Werke sind in vielen bedeutenden öffentlichen Sammlungen vertreten.

 

Ein Bild verlässt uns

Mehr als 80 Jahre nachdem das Ölgemälde "Polnischer Ulan auf Vorposten im Winterwald" von Wojciech Kossak (1857–1942) von den Nationalsozialisten bei der Familie Petschek in Aussig, Tschechoslowakei, beschlagnahmt wurde, haben das Lindenau-Museum Altenburg und sein Träger beschlossen, es den Erben der früheren Eigentümer zurückzugeben. Sie folgen damit den Prinzipien der Washingtoner Konferenz vom Dezember 1998 sowie der Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und Rückgabe NS-verfolgungsbegingt entzogenen Kulturgutes vom Dezember 1999.     

Das Bild hing einst im Frühstückszimmer der Villa der Familie Petschek in Aussig (heute Ústí nad Labem, Tschechien). Bei ihrer Flucht vor dem NS-Regime im September 1938 waren die Petscheks gezwungen, nahezu ihren gesamten persönlichen Besitz, darunter auch das Gemälde, dort zurückzulassen. 1939 wurde die Familie im Deutschen Reich sowie im Protektorat Böhmen und Mähren enteignet. Das Bild wurde zusammen mit weiteren Kunst- und Einrichtungsgegenständen nach Berlin gebracht und im Mai 1941 vom Versteigerungshaus Union (Inhaber: Leo Spik) „im Auftrage einer Behörde“, d. h. zugunsten des Deutschen Reichs, versteigert.

Weitere Hintergrundinformationen können in der Pressemeldung vom 29. November 2019 nachgelesen werden.

 

Nur die Paradiestür bleibt

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein altehrwürdiges weltbekanntes Kunstmuseum mit dem ganzen Inventar und allen Sammlungen aus dem Bestandsgebäude auszieht, um Baufreiheit für eine komplette Sanierung und Neueinrichtung zu schaffen, die 2023 abgeschlossen sein soll. Es ist ein spektakulärer Exodus von tausenden Objekten, aber auch der gesamten Büroeinrichtung der Mitarbeiter bis hin zum Kaffeelöffel. Im Lindenau-Museum Altenburg ist das in den nächsten Wochen und Monaten zu erleben. Im April 2020 beginnen die Bauleute dann im leeren Gebäude zu arbeiten. Alles, was man bewegen kann, wird in die Hand genommen. Alles? Nein, ein einziges Exponat verbleibt im Gebäude. Der mächtige Abguss der „Paradiestür“ aus dem Baptisterium in Florenz von Lorenzo Ghiberti wird verschalt und gesichert. Für Direktor Roland Krischke ist das eine tröstliche Aussicht: „Es ist schön, dass mit der Paradiestür ein exklusiver Wächter während der Bauarbeiten im Gebäude verbleibt und es freut mich besonders, dass man das durchaus auch symbolisch verstehen kann: Das Lindenau-Museum ist eines der wenigen Häuser mit direktem Zugang zum Paradies und er bleibt unsichtbar während der Bauphase erhalten.“

Kunst verpackt

In diesen Tagen kommt Lena Spaniol den Kunstwerken im Lindenau-Museum ganz nah. Als Praktikantin schaut sie sich im Rahmen des Altenburger Praxisjahres für Kunstgut- und Denkmal-Restaurierung die Kunstwerke aus den Depots des Museums ganz genau an. Die Kunstwerke werden in Vorbereitung auf den Umzug des Museums, welches ab dem nächsten Jahr grundlegend saniert wird, auf Herz und Nieren geprüft. Gemeinsam mit ihrem Mentor, dem Altenburger Restaurator Johannes Schaefer, und drei weiteren Gemälderestauratorinnen Eva Tasch und Lea Ruhnke aus Leipzig und Ramona Roth aus Berlin bereitet Lena die Kunstwerke auf deren Transport vor.