Interim am 2. Juli 2024 geschlossen

Im Vorfeld der KUNSTWAND-Präsentation "Oh, wie schön. Frisch restaurierte Werke aus dem Altenburger Praxisjahr" bleibt das Interim des Lindenau-Museums Altenburg in der Kunstgasse 1 wegen des Ausstellungsumbaus am Dienstag, dem 2. Juli 2024, geschlossen.

 

 

bellissimo.digital an den Start gegangen

Mit dem Start der interaktiven Website „bellissimo.digital“ ermöglicht das Lindenau-Museum Altenburg erstmals einen ebenso unterhaltsamen wie lehrreichen Zugang zu seiner berühmten Sammlung italienischer Renaissancemalerei im digitalen Raum. In sechs Schwerpunkten werden darin kunst- und kulturhistorische Aspekte behandelt und verständlich aufbereitet. Die neue Online-Präsenz kann sowohl auf der Website des Lindenau-Museums als auch direkt unter der Webadresse bellissimo.digital abgerufen werden.

Einen gänzlich neuen Zugang zu seiner berühmten Sammlung italienischer Tafelmalerei bietet das Lindenau-Museum Altenburg ab sofort mit seiner Online-Präsenz „bellissimo.digital“. Spielerisch und interaktiv, lehrreich und gegenwartsbezogen bietet die Website während der Sanierung des traditionsreichen Museumsgebäudes einen fundierten Einblick in kunst- und kulturgeschichtliche Aspekte rund um die Gemälde. In sechs Kapiteln werden Werke von Fra Angelico, Filippo Lippi, Sandro Botticelli und vielen anderen Malern vorgestellt. Über Fragen wie „Welche Rolle spielt Maria heute?“ oder „Brauchen wir Statussymbole?“ führt der Weg zu den vor über 500 Jahren entstandenen Kunstwerken, die noch immer eine besondere Anziehungskraft haben.

Der Freischaltung der Seite bellissimo.digital gingen in den letzten Monaten intensive Arbeiten von wissenschaftlicher wie technischer Seite voraus. In Zusammenarbeit mit externen Agenturen ist es gelungen, ein digitales Angebot zu schaffen, das es ermöglicht, mit jedem internetfähigen Endgerät in die auf Bernhard August von Lindenau basierende Sammlung – eine der größten ihrer Art außerhalb Italiens – einzutauchen.

Anlass für die neue Online-Präsentation ist die gerade in Freiburg im Breisgau laufende Ausstellung „Bellissimo! Italienische Malerei von der Gotik bis zur Renaissance aus dem Lindenau-Museum Altenburg“, in der mehr als 100 italienische Tafelmalereien aus dem Bestand des Lindenau-Museums bis zum 3. November 2024 ausgestellt werden – in dieser Größenordnung das letzte Mal vor der Wiedereröffnung des Museums. Im Zuge dessen wurden mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung und der Fritz Thyssen Stiftung umfangreiche Untersuchungen zu den Malereien angestellt, deren Ergebnisse in bellissimo.digital eingeflossen sind.

Das Projekt wurde im Rahmen des umfangreichen Förderprojektes Lindenau21PLUS großzügig von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützt.

Altenbourg-Preisträgerin Ruth Wolf-Rehfeldt verstorben

Am 26. Februar 2024 ist Ruth Wolf-Rehfeldt im Alter von 92 Jahren verstorben. Für ihre grafischen Arbeiten, die auf einer Schreibmaschine entstanden, wurde der 1932 in Wurzen geborenen und seit 1950 in Berlin lebenden Künstlerin der Gerhard-Altenbourg-Preis im Jahr 2021 verliehen. Die damit verbundene Ausstellung des Lindenau-Museums Altenburg fand im Prinzenpalais des Residenzschlosses Altenburg statt.

Ruth Wolf-Rehfeldt hatte seit Mitte der 1960er Jahre Grafiken und Gemälde in Berliner Galerien ausgestellt. Seit Beginn der 1970er Jahre schuf die Künstlerin vorrangig „Typewritings“ – Grafiken, die sie mit ihrer Erika-Schreibmaschine kreierte. Mittels getippter Buchstaben, Zahlen und Zeichen schuf die Autodidaktin abstrakte Kompositionen, aber auch geometrische Formen oder Abbilder von Objekten oder Tieren. Ihr künstlerisches Schaffen lässt sich dabei auch als ironische Auseinandersetzung mit ihrer damals ausgeübten Büroarbeit deuten. Während sie die getippten Kunstwerke in ihrem persönlichen Archiv im Ost-Berliner Bezirk Pankow verwahrte, kursierten Kopien der Arbeiten Wolf-Rehfeldts, die in engen Briefkontakt zu Künstlerinnen und Künstlern in West und Ost stand, als „Mail-Art“ verschickt, überall in der Welt. Dabei entwickelte sie auch Collagen, die sie mit den „Typewritings“ zum Teil kunstvoll kombinierte. In diesen Wort-Bild-Kombinationen ging es der Künstlerin auch um das Schaffen von Bewusstsein für die drängenden Herausforderungen der Zeit: dem Ost-West-Konflikt, der atomaren Aufrüstung, der Umweltzerstörung und der Macht des Patriarchats. Nach der politischen Wende hatte sich Ruth-Wolf-Rehfeldt bewusst entschieden, ihr künstlerisches Schaffen zu beenden.

In den vergangenen Jahren wurde Ihr Werk zunehmend in Ausstellungen gewürdigt. Das Weserburg Museum für moderne Kunst präsentierte 2012 eine umfangreiche Ausstellung anlässlich ihres 80. Geburtstages. 2017 wurde sie auf der documenta 14 in Kassel gewürdigt. Nach der Ausstellung des Lindenau-Museums, aus Anlass der Verleihung des Gerhard-Altenbourg-Preises, erhielt sie im Folgejahr auch den Hanna-Höch-Preis der Stadt Berlin und eine Ausstellung im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen. Noch im Frühjahr des vergangenen Jahres konnte sie im Potsdamer Kunsthaus Das Minsk eine weitere Ausstellung ihrer Arbeiten eröffnen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lindenau-Museums werden Ruth Wolf Rehfeldt ein ehrendes Andenken bewahren.

Das Gemälde „Triumph der Galathea“ in der Dresdner Restaurierungswerkstatt, Foto: Johannes Schaefer

Gemälderestaurierung am Lindenau-Museum: Hochglanz für Sonderformate

Obwohl das Lindenau-Museum Altenburg in der Kunstgasse 1 eine Schaurestaurierung eingerichtet hat, bleibt die Arbeit der Restauratorinnen und Restauratoren häufig im Verborgenen. Doch auch 2023 konnten gleich mehrere Restaurierungsprojekte begonnen und zum Teil abgeschlossen werden. Darunter befinden sich Werke gigantischen Ausmaßes oder besonderen Alters.

Die hervorgehobene Stellung der Gemälderestaurierung am Lindenau-Museum ist historisch bedingt. Als Folge der bedeutenden Sammlungen italienischer Tafelmalereien und Gemäldekopien Bernhard August von Lindenaus, stehen die Malereien im besonderen Fokus.

Eines der größten Restaurierungsprojekte in der Geschichte des Lindenau-Museums wurde sodann auch 2023 begonnen: Die Restaurierung des Gemäldes „Triumph der Galathea“. Allein die Dimensionen des Gemäldes sind außergewöhnlich, misst es doch knapp drei Meter Breite und zwei Meter Höhe. Es ist die Kopie eines Freskos von Raffael und wurde 1846 von Bernhard August von Lindenau erworben. Der Künstler ist bis heute unbekannt. Momentan wird es von der Restauratorin Stephanie Hilden und ihrem Team in Dresden restauriert. Das stark gealterte Werk zeigt im Zentrum die in die Ferne blickende Nymphe Galathea, die auf einem Boot stehend von Delphinen gezogen wird. Umgeben ist sie von einer Vielzahl fantastischer Wesen, darunter mehreren Putten, Meeresgöttern und weiteren Nymphen. Um das Gemälde wieder in einen konservatorisch stabilen und ästhetisch ansprechenden Zustand zu überführen, widmet sich das Restaurierungsteam zahlreichen Schäden wie Rissen in der Leinwand, Fehlstellen, älteren Kittungen und großflächigen Übermalungen sowie einem stark vergilbten und unregelmäßigen Firnis.

Unter besonderer Beobachtung der Restauratorinnen und Restauratoren des Lindenau-Museums stehen die italienischen Renaissancemalereien, stellen sie doch den zentralen Sammlungsbestandteil des Hauses dar. So wurden auch im Jahr 2023 wieder mehrere der teils weit über 500 Jahre alten Gemälde zum Strahlen gebracht. Für Johannes Schaefer, Gemälderestaurator am Lindenau-Museum, standen in diesem Jahr insbesondere zwei Madonnendarstellungen mit Kind von Giovanni di Paolo (1440/1445) und Sano di Pietro (um 1445) sowie eine Thronende Madonna des Malers Maestro del 1416 (1400/1405) im Fokus. Die Werke werden, bevor sie im „neuen“ Lindenau-Museum wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sind, bereits von Mai bis November 2024 im Freiburger Augustinermuseum zu sehen sein. An den Gemälden wurden hauptsächlich Maßnahmen zur Konsolidierung der Malschicht sowie Abnahmen von verdunkelten Firnisschichten und farbveränderten historischen Retuschen durchgeführt.

Mit seiner restauratorischen Expertise gibt das Lindenau-Museum auch Amtshilfe für Einrichtungen der Stadt Altenburg. In diesem Zusammenhang wird gegenwärtig die Restaurierung eines Porträts des früheren SPD-Politikers Erich Mäder (geschaffen von Dieter Pohlers) realisiert. Bevor das Gemälde den Weg in die Restaurierungswerkstatt antrat, war es in der Altenburger Gemeinschaftsschule „Erich Mäder“ zu sehen. Am Gemälde sind lose Malschichten zu festigen, Risse und Beschädigungen in der Leinwand zu schließen sowie Fehlstellen zu kitten und zu retuschieren. Zum Schulfest am 31. Mai 2024 soll das Gemälde wieder an die Schule übergeben und im Schulhaus präsentiert werden.

Sandro Botticelli, Bildnis einer Dame, um 1475, Lindenau-Museum Altenburg, Foto: punctum/Bertram Kober

Leihverkehr des Lindenau-Museums 2023: Aushängeschilder in London, Florenz, San Francisco…!

Dass sich die Bedeutung eines Kunstmuseums nicht nur an seiner Sammlung, Forschung und dem Ausstellungswesen ablesen lässt, sondern ebenfalls an den Werken, die andere Museen von ihm ausleihen, hat das Lindenau-Museum Altenburg einmal mehr bewiesen. Auch 2023 wurden Kunstwerke aus dem Bestand des Hauses wieder in alle Welt verliehen.
Obwohl das traditionsreiche Gebäude des Lindenau-Museums am Schlossberg wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten geschlossen ist und nur ein Bruchteil der Sammlung in der Kunstgasse 1 präsentiert wird, konnten Kunstfreundinnen und -freunde aus allen Ecken der Erde auch in diesem Jahr einen Blick auf Originale werfen. Zahlreiche Werke aus den Sammlungen des Hauses wurden an bedeutende Museen weltweit verliehen.

Ein besonderer Fokus lag dabei auf Werken aus der Zeit der klassischen Moderne und – erwartungsgemäß – auf der Sammlung italienischer Tafelmalereien. So konnte Fra Angelicos „Feuerprobe des heiligen Franziskus vor dem Sultan“ (1429) vom 6. Mai bis 30. Juli 2023 in der National Gallery London besichtigt werden. Das Museum verzeichnet jährlich mehrere Millionen Besucherinnen und Besuchern, sodass das Gemälde seinen Bekanntheitsgrad enorm erweitern konnte.

Ausgerechnet nach Italien – in die Heimat der Tafelmalereien des Lindenau-Museums – wurde 2023 ein Werk der klassischen Moderne verliehen: Im Palazzo Pitti der Uffizien in Florenz war das Landschaftsbild „Procida“ (1939) aus dem Bestand des Lindenau-Museums von Rudolf Levy zu sehen. Anlass war eine große Retrospektive zu Ehren des expressionistischen Künstlers, der 1940 nach Florenz emigrierte. Die Uffizien gelten zusammen mit dem Kolosseum in Rom, den Vatikanischen Museen und den Ausgrabungsstätten von Pompeji als die bedeutendsten Kulturstätten Italiens.

Eine der jüngsten internationalen Ausleihen erfolgte anlässlich der Ausstellung „Botticelli: The Drawings“ in den San Francisco Fine Arts Museums (Legion of Honor). Bis zum 11. Februar 2024 wird in der kalifornischen Metropole Andrea Botticellis „Bildnis einer Dame“ (ca. 1475) zu sehen sein. Der Stellenwert des amerikanischen Kunstmuseums ermisst sich nicht zuletzt auch an dem erst kürzlich veranstalteten Bankett für die Staats- und Regierungschefs der Pazifikanrainerstaaten in der Legion of Honor, dem Museumsgebäude, in dem auch das Gemälde des Lindenau-Museums ausgestellt wird.

Für Kunstfreundinnen und -freunde, die derlei weite Strecken nicht auf sich nehmen wollten, waren Werke des Lindenau-Museums auch in zahlreichen deutschen Städten zu sehen. In der Bundeskunsthalle in Bonn, dem Kunstmuseum Stuttgart oder den Städtischen Museen Braunschweig konnten mehrere Werke der Moderne aus Altenburg besichtigt werden. Auch im nächsten Jahr wird sich der rege Leihverkehr fortsetzen. Im Hinblick auf die Partnerschaft mit den Städtischen Museen Freiburg wird ab Mai 2024 eine Vielzahl italienischer Tafelmalereien im Breisgau zu sehen sein. Titel der Ausstellung dann: „Bellissimo! Italienische Malerei von der Gotik bis zur Renaissance aus dem Lindenau-Museum Altenburg“.