2008
IM KABINETT: Bernhard von Lindenau Stipendium 2006 Aymeric Fouquez: Fotografie
Der 1974 geborene französische Fotograf studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Nach seinem Diplom bei Timm Rautert erhielt er 2006 das erstmals vergebene Bernhard von Lindenau Stipendium. Die Fotografien von Aymeric Fouquez zeigen den Wandel – das Verknüpfen von Vergangenheit und Gegenwart, das, wie er sagt, eine Art "geographisches Gefühl" (Michel Chailloux) der Geschichte stifte.
Altenburger Bilder von Alfred Ahner, Heinrich Burkhardt, Erich Dietz und Keramiken von Erhard Goschala
Für Alfred Ahner (1890–1973) blieb sein Geburtsort Wintersdorf, ein Bergarbeiterdorf bei Altenburg, häufig besuchter Widerpart zu Weimar, wo er seit 1922 lebte. Sein Werk steht zwischen nachimpressionistischen Landschaften, expressiven Momentaufnahmen und sich der Neuen Sachlichkeit annähernden sozialkritischen Szenen und Porträts.
Heinrich Burkhardt (1904–1983) lehrte seit 1951 in Berlin. 1945 war er aus dem zerstörten Dresden zurück nach Altenburg gekehrt und bemüht, die Lindenausche Kunstschule wieder aufleben zu lassen. In diesen Jahren entstand ein reiches Werk: eine Chronik der historischen Ereignisse, voller Teilnahme am Geschick der Menschen und zugleich die Schönheiten der Region feiernd. Erich Dietz (1903–1990), in Zipsendorf geboren, ging 1925 zum Studium nach Weimar und sah dort noch die Relikte des gerade vertriebenen Bauhauses. Er war ein Meister im Auffinden von landschaftlichen Enklaven im Altenburger Braunkohlerevier. Im Werk dieses Malers, Graphikers und Bildhauers begegnen sich ein expressiver, der Natur nachgehender Realismus und abstraktes Formenspiel.
Der Keramiker Erhard Goschala (1928-2003) hatte bereits kurz nach seiner Meisterprüfung 1952 eine eigene Werkstatt in Meuselwitz gegründet. Seine Gefäße mit ihren außergewöhnlichen Glasuren fanden schon vor Jahrzehnten Anerkennung im Kunsthandwerk und bestechen noch heute durch ihre Schlichtheit und Vielfalt.
Maix Mayer: Plateau. Film, Fotografie, Architektur
Die Ausstellung "Plateau" zeigt neue Arbeiten des Leipziger Medienkünstlers zu Architektur und Urbanität weltweit. Eine zentrale Position bildet die Skulptur "cineplastique le.", die nach einem zwanzig Leipziger Architekten vorgelegten Fragebogen zu Architektur/Film/Kino entwickelt wurde. Sie nimmt spannungsvollen Bezug auf die im gegenüberliegenden Saal präsentierte Abguss-Sammlung des Museums und wird umgeben von Fotos aus Leipzig, Halle-Neustadt und nach Bauwerken von Ulrich Müther.
Im zweiten Ausstellungsteil bildet ein Tableau aus über hundert kleinformatigen Fotos in der Anordnung einer rhizomatischen Grafik ein narratives Gewebe: Erstmals werden Produktionsfotos von realisierten und unrealisierten Filmen sowie Recherchematerial der letzten beiden Jahre zusammengeführt, bilden typologische urbane Ordnungen und vielfältige Erzählungsstränge und korrespondieren mit der filmischen Mehrkanalarbeit "PEAK" über asiatische Megastädte.
IM KABINETT: Gretel Haas-Gerber: Südliches Licht. Zeichnungen und Aquarelle In Kooperation mit der Städtischen Galerie der Partnerstadt Offenburg
In Kooperation mit der Städtischen Galerie der Partnerstadt Offenburg eröffnet das Lindenau-Museum Altenburg in der diesjährigen Museumsnacht, am 21. Juni 2008, unter dem Titel „Südliches Licht. Zeichnungen und Aquarelle der Offenburger Künstlerin Gretel Haas-Gerber (1903-1998)" eine Kabinett-Ausstellung. Während ihrer vielen Reisen hat die Offenburger Künstlerin immer wieder am Ort mit Feder, Pinsel, Kreide oder Bleistift ihre Landschaftseindrücke teils skizzenartig, teils bildmäßig auskomponiert umgesetzt. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Blätter, die sie Ende der sechziger Jahre in der Türkei und in den neunziger Jahren bei wiederholten Aufenthalten in Südfrankreich geschaffen hat. In den Aquarellen, die in der Türkei entstanden sind, spürt Gretel Haas-Gerber den flirrenden Modulationen des Lichtes nach; hingegen zeugen die späten Bleistiftzeichnungen aus Südfrankreich vom gesteigerten Interesse der Künstlerin an der Übertragung der geschauten Natur in eine reduzierte, graphische Struktur. Ergänzt werden diese Blätter durch Arbeiten, die auf häufigen Reisen in Deutschland oder der Schweiz entstanden sind. Frühe Porträtzeichnungen und einige Holzschnitte aus den zwanziger Jahren runden die Präsentation im Lindenau-Museum ab. Nach 1989 wird somit zum zweiten Mal in Altenburg die Gelegenheit geboten, sich mit dem Schaffen von Gretel Haas-Gerber auseinanderzusetzen.
Aus den Sammlungen II: Malerei, Graphik, Plastik des 20. Jahrhunderts
Heinrich Zille: Kinder der Straße. Zeichnung, Grafik, Fotografie Eine Ausstellung zum 150. Geburtstag des Künstlers in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste und der Stiftung Stadtmuseum Berlin
Heinrich Zilles Werk zählt zu den bekanntesten Unbekannten der Berliner Kunst. Zwar ist es in zahllosen Bildbänden präsent, aber nur selten war es in Ausstellungen zu sehen. Zille ist im Bewusstsein vieler Menschen als abgestandene Berlin-Folklore vom "Vater Zille" präsent. Doch er hat nichts weniger verdient als das. Diese Ausstellung wirft vor dem Hintergrund der sozialen Fragen der postindustriellen Gesellschaft und ihrer aktuellen Diskurse über die wachsende Armut und den gefährdeten Zusammenhalt der Gemeinschaft einen neuen Blick auf sein Werk. Sie zeigt erstmals Fotografien, Zeichnungen und Druckgrafiken im Zusammenhang.
1907 musste Zille den Schritt in eine freie Künstlerexistenz wagen. Im Jahr darauf veröffentlichte er sein Buch "Kinder der Straße", das dieser Ausstellung den Titel gibt. Er ist nicht motivisch, sondern als Metapher zu verstehen für die Heimatlosen und Ausgegrenzten im Berlin um 1900, einer rasant wachsenden Stadt mit enormen sozialen Verwerfungen. In der Zeit der Weimarer Republik wurde Zille zu einer unumstößlichen Instanz, man machte ihn aber auch zu einem Markenzeichen für das sogenannte "Milljöh". Zille engagierte sich, wo er konnte, in sozialen Fragen, er unterstützte soziale und politische Initiativen, ohne sich jedoch einer Partei anzuschließen. 1924 wurde er auf Betreiben Max Liebermanns zum Mitglied der Preußischen Akademie der Künste berufen.
Zu den Sammlungsschwerpunkten des Lindenau-Museums gehört die Kunst der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Das Museum empfängt die von der Akademie der Künste in Zusammenarbeit mit der Stiftung Stadtmuseum ausgerichtete Ausstellung mit einer Präsentation des eigenen Bestands an Gemälden, Plastiken, Grafiken, die in Beziehung tritt zu Zilles Werk und vor der seine Eigenart sich deutlich abzeichnet.
Im Museum Santa Maria della Scala, Siena/Italien: Maestri senesi dal Lindenau-Museum di Altenburg
Das Museum Santa Maria della Scala in Siena zeigt 32 sienesische Tafelbilder des 13. bis 16. Jahrhunderts aus der Sammlung Bernhard von Lindenaus. Ergänzt wird die Ausstellung durch weitere Exponate aus dem Lindenau-Museum, die sowohl die historischen Sammlungen als auch die Geschichte des Museums repräsentieren. So antike Keramiken, Graphiken, historische Bücher und Gipsabgüsse, natürlich ein Gemälde mit dem Porträt des Gründers, aber auch Werke aus der jüngeren Vergangenheit des Hauses.
Seit einigen Jahren wird die international bekannte Altenburger Sammlung, die eine der größten ihrer Art außerhalb des Ursprungslandes ist, von italienischen und deutschen Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Miklos Boskovits und Prof. Johannes Tripps bearbeitet. 2005 erschien ein neuer Bestandskatalog der florentinischen Werke. Im gleichen Jahr wurden im Kloster San Marco in Florenz 25 florentinische Tafeln aus Altenburg gezeigt.
Die Gemälde der Meister aus den sienesischen Werkstätten, unter ihnen Tafeln von Guido da Siena, Lippo Memmi, Pietro Lorenzetti und Domenico Becafumi, standen in den beiden vergangenen Jahren im Mittelpunkt des Interesses der Kunsthistoriker. Auch diese aktuelle Ausstellung geht mit der Veröffentlichung einer Publikation im renommierten italienischen Verlag Protagon Editori Toscani einher.
Die Ausstellung in Siena, die von der Fondazione Monte dei Paschi di Siena gefördert wird, erregt großes Aufsehen, denn die kostbaren, mehr als fünfhundert Jahre alten Schätze an ihrem Entstehungsort zu präsentieren, ist etwas ganz Besonderes und wird in Italien, insbesondere von der italienischen Presse, entsprechend gewürdigt.
In der Galerie frühitalienischer Meister: Restaurierte Werke: Giovanni Santi "Maria mit dem Kind, der hl. Sebastian und eine betende Hirtin"
Präsentation des mit Unterstützung des Förderkreises der Kulturstiftung der Länder restaurierten Gemäldes und Dokumentation der Restaurierung
Aus den Sammlungen I: Malerei, Graphik, Plastik des 20. Jahrhunderts
IM KABINETT: PRO LINDENAU. Rückblick und Ausblick
Durch die Spendenbereitschaft vieler Bürger unserer Region im Rahmen der vom Förderkreis "Freunde des Lindenau-Museums" e.V. initiierten mäzenatischen Aktion PRO LINDENAU konnte die Graphische Sammlung in den vergangenen Jahren um eine Vielzahl wertvoller Kunstwerke bereichert werden. Die Initiative, die in dieser Form – soweit zu sehen – einzigartig ist, wurde in der Öffentlichkeit Deutschlands wahrgenommen und bewirkte, dass zahlreiche dem Museum besonders verbundene Künstler und Sammler dem Haus weitere kostbare Arbeiten schenkten.
So hat der Kunstsammler Alfred Hoh aus Fürth, von dem das Lindenau-Museum 1994 seine bedeutende Kollektion druckgraphischer Mappenwerke, illustrierter Bücher sowie Zeitschriften mit Originalgraphik aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erwerben konnte und der dem Museum ergänzend dazu immer wieder weitere Arbeiten schenkte, der Graphischen Sammlung kürzlich die Mappe "Acht Lithographien nach Bübü" von Lasar Segall (1891–1957) nach dem Roman "Bübü vom Montparnasse" von Charles Louis Philippe überreicht. Sie ist im Jahre 1921 in einer Auflage von lediglich 57 Exemplaren im Verlag der Galerie von Garvens in Hannover erschienen. Mit dieser großherzigen Schenkung wurde einer der Sammlungsschwerpunkte der Graphischen Sammlung des Lindenau-Museums auf das Glücklichste bereichert.
Am 19. April diesen Jahres wird die mäzenatische Aktion PRO LINDENAU fortgesetzt. Die bereits am 28. Februar eröffnete gleichnamige Kabinettausstellung präsentiert im Rückblick die von Freunden und Förderern 2005 für das Museum erworbenen Kunstwerke: darunter eine Lithographie von Gerhard Altenbourg, Radierungen von Rolf Münzner und Holzschnitte von Gerhard Marcks, originalgraphische Bücher von Josua Reichert und Collagen von Elena Liessner-Blomberg. Weiterhin ist das Mappenwerk von Lasar Segall zu sehen und – im Ausblick – bereits einige der Werke, die es im April zu erwerben gilt.
Im Kunstmuseum Olten: Altenburg, Teil I: Graphik des 20. Jahrhunderts aus den Sammlungen des Lindenau-Museums
Im Kunstmuseum Olten, der Partnerstadt Altenburgs in der Schweiz, ist derzeit eine Ausstellung mit dem Titel "Altenburg, Teil I" zu sehen. Eröffnet worden ist sie Ende Februar von den beiden Museumsdirektorinnen Patricia Nussbaum (Kunstmuseum Olten) und Jutta Penndorf (Lindenau-Museum Altenburg). Ganz schweizerisch war in der Einladung der folgende kleine Text zu lesen: "Das Lindenau-Museum in Oltens Partnerstadt Altenburg hat neben anderen Schwerpunkten eine hervorragende Sammlung von figurativer und sozial engagierter Graphik und Malerei vom Expressionismus über die DDR-Zeit bis heute. Aus diesem Fundus zeigen wir einige happige Müsterchen."
Präsentiert wird in Olten vor allem deutsche Graphik der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts, so eine gewichtige Auswahl von Blättern Conrad Felixmüllers. Das Lindenau-Museum Altenburg besitzt nach Berlin und Düsseldorf die größte Kollektion von druckgraphischen Blättern Conrad Felixmüllers. Um dessen Arbeiten gruppieren sich Druckgraphiken insbesondere von Dresdner Künstlern der zwanziger Jahre, so von Otto Dix, dem in Altenburg geborenen Walter Jacob, Peter August Böckstiegel oder Bernhard Kretzschmar und Otto Lange. Großformatige farbige Arbeiten auf Papier von Wolfgang Mattheuer stellen sammlungsgeschichtlich die Verbindung zu einer Auswahl an Arbeiten von Gerhard Altenbourg, Carlfriedrich Claus und Wilhelm Müller her.
Eine wunderbare partnerschaftliche Geste war der spontane Entschluss eines Olteners, die Ausstellung durch Arbeiten Gerhard Altenbourgs aus der eigenen Sammlung zu bereichern. Peter André Bloch, Professor für Philosophie an der Universität Mulhouse und Mitglied des Stiftungsrates des Nietzsche Hauses in Sils-Maria, kannte den Künstler seit den sechziger Jahren und trug Arbeiten Altenbourgs insbesondere zu literarischen Themen zusammen.
Der Ausstellungstitel "Altenburg, Teil I" kündigt den geplanten zweiten Teil bereits an. Dieser wird Anfang des Jahres 2009 realisiert mit einer signifikanten Auswahl der in Altenburg kürzlich gezeigten Fotografien, Gemälden und Installationen aus der Sonderausstellung "Altenburg: Provinz in Europa".
Altenburg: Provinz in Europa. Eine künstlerische und kulturtopographische Anthologie
Das Lindenau-Museum Altenburg, ein Ort für alte und neue Kunst, will seine Stadt ausstellen: Altenburg, eine der schönsten deutschen Kleinstädte, reich an Kunst von außergewöhnlichem Rang, gelegen im einigen und doch so heterogenen Europa zwischen Thüringen und Sachsen und London (Ryanair fliegt täglich von Altenburg-Nobitz nach London und zurück), zwischen Dresden, Weimar und Naumburg, eine Stadt, die mit finanziellen und sozialen Problemen kämpft und zugleich reich ist an kultureller Substanz. Sie erscheint vor dem Hintergrund der EU in vielerlei Hinsicht als ein Präzedenzfall, in dem sich internationale Entwicklungen fokussieren: vom Bergbau (Braunkohle und Uran) und der Bergbausanierung über die problematischste Thüringer Umweltlast, den Rositzer Teersee, sowie das Errichten und den "Rückbau" von Wohnvierteln einerseits bis hin zum Nachdenken über neue Trägerschaften und Konzepte für die Kulturinstitute der Region andererseits. Das Projekt will dazu beitragen, diese Vorgänge bewusst zu machen, indem es den Bestand aufzeigt, die Verluste – vergangene, gegenwärtige und noch zu erwartende – vorweist und mögliche Konsequenzen wie Strategien des Widerstehens oder aber der Erinnerung zu erkennen hilft. Obwohl der Schwerpunkt auf den vergangenen fünfzig Jahren liegt, sollen historische "Lotungen" in die Kultur- und Industriegeschichte der Region, so zu Lindenau, vorgenommen werden.
Insgesamt 42 Künstler, Fotografen, Architekten, Stadtplaner, Kunsthistoriker, Schriftsteller und Publizisten sind an der Ausstellung beteiligt. Die Ergebnisse ihrer Arbeit werden als fotografische und andere Bilder, als Installationen, Texte, Filme und Videos präsentiert. Es erscheint ein Buch, das kein Katalog ist, sondern eine Anthologie heutiger Einsichten; ein Buch das fortgeschrieben werden könnte. Im Frühjahr des kommenden Jahres werden Werke aus der Altenburger Ausstellung im Kunstmuseum der Schweizer Partnerstadt Olten zu sehen sein.
Konzept: Jutta Penndorf, Matthias Flügge, Wolfgang Kil. Gefördert durch: Kulturstiftung des Bundes, Kulturstiftung des Freistaates Thüringen, enviaM, Druckerei zu Altenburg, Freunde des Lindenau-Museums e.V.