2009

Ulrich Wüst: Spätsommer. Fotografien 1989–1990

Ulrich Wüst, einer der wichtigsten Vertreter der Autorenfotografie in der ehemaligen DDR, zeigt Fotografien, die in der Wendezeit entstanden sind. Es sind keine dokumentarischen Aufnahmen von der Mauer oder von jubelnden Menschen. Vielmehr lässt Ulrich Wüst in Bildern des Alltäglichen und scheinbar Belanglosen die Situation jener Tage in ihrer Widersprüchlichkeit lebendig werden. Es ist ein Rückblick in eine vergangene Zeit, die mit nüchtern sezierendem Blick vorgeführt und subversiv hinterfragt wird.
"Ulrich Wüst hat sein Archiv geöffnet: file 1989. Bilder einer Endzeit. Traurige und komische, melancholische und solche, die ganz nüchtern einen Zustand konstatieren. Eine Bahnfahrt durch den Osten, ein Besuch in Leipzig, Menschen mit Koffern an der Ostsee, Rußland, die Sowjetunion, Moskau im Regen. Illustrationen für einen Reiseführer nach Absurdistan. Aber: Was war das für eine Zeit? Wie steht es um die Erinnerungen? Was ist vergessen? Was gehört erinnert, was vergessen?" (Aus dem Katalog zur Ausstellung)
Das Lindenau-Museum Altenburg präsentiert diese Ausstellung in Kooperation mit der Galerie Pankow Berlin.

Römische Sendungen I: Grotesken. Emil Braun zum 200. Geburtstag

- Acht Gemälde der italienischen Renaissance
- Bücher und Druckgraphiken aus Lindenaus Kunstbibliothek
- Zu Gast: italienische Majoliken des 16. Jahrhunderts aus einer privaten Sammlung
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen acht als Grotesken bezeichnete italienische Tafelbilder aus dem frühen 16. Jahrhundert, die jüngst von Studierenden aus Dresden, Stuttgart und Köln im Rahmen der "Projektwerkstatt Lindenau-Museum" restauriert wurden. Die Gemälde befanden sich in einem äußerst kritischen Erhaltungszustand und konnten aus konservatorischen Gründen nicht in der Galerie gezeigt werden.
Das außergewöhnliche Restaurierungsprojekt wurde gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, der Kulturstiftung der Länder und dem Freistaat Thüringen im Rahmen des Programms zur Konservierung und Restaurierung von mobilem Kulturgut (KUR) und unterstützt von der ewa Energie- und Wasserversorgung Altenburg.
Bernhard von Lindenau (1779–1854) erwarb die acht Gemälde während seines Romaufenthaltes 1843/44 durch die Vermittlung Emil Brauns (1809–1856), des Ersten Sekretärs des Deutschen Archäologischen Institutes in Rom. Dessen unermüdlichen Vermittlungstätigkeit verdankt das Lindenau-Museum Altenburg mehr als die Hälfte der 180 italienischen Tafelbilder, über zweihundert antike Vasen sowie wertvolle Bücher, Gemäldekopien, Gipsabgüsse und Architekturmodelle.
Die Grotesken auf den Renaissancetafeln werden durch italienische Majoliken des 16. Jahrhunderts aus einer Berliner Privatsammlung und Bücher und Graphiken des 18. und 19. Jahrhunderts aus Lindenaus Bibliothek ergänzt.

Neun Neue. Absolventen der Hochschule für Grafik und Buchkunst 2009, Klasse Neo Rauch

"Neun Neue" heißt die Ausstellung, mit der das Lindenau-Museum Altenburg zwei Malerinnen und sieben Maler vorstellt, die alle die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig besucht haben und von Neo Rauch während dessen zweijähriger Malereiprofessur zum Diplom bzw. Meisterschülerabschluss geführt wurden. Etwa sechzig zum Teil sehr großformatige Arbeiten zeigen verschiedene künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten. Neben thematisch vielgestaltigen Öl- und Acrylgemälden werden auch Linolschnitte, Radierungen, Lithografien, Collagen auf Papier und Skizzenbücher zu sehen sein. Eine Erweiterung erfährt die Malerei zudem durch Arbeiten des gebürtigen Iren David O’Kane, der seine Gemälde während ihrer Entstehung fotografisch dokumentiert und abschließend in kurzen, ebenfalls in der Ausstellung gezeigten Filmen animiert hat. Das Lindenau-Museum führt mit dieser Ausstellung die bis in die frühen 1980er Jahre zurückreichende Tradition fort, junge Künstler erstmals mit einer breiteren Öffentlichkeit im musealen Umfeld in Kontakt zu bringen. Auch Neo Rauch hat vor mehr als zwei Jahrzehnten, noch nahezu unbekannt, in Altenburg ausgestellt.
An der Ausstellung beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Sebastian Burger, Stefan Guggisberg, David O’Kane, Roberto Müller, Johannes Rochhausen, Titus Schade, Kristina Schuldt, Sebastian Speckmann, Julia Weck.

IM KABINETT: Ursula Jobst: Textil- und Papierarbeiten aus dem letzten Jahrzehnt

In diesem Jahr ehrt das Lindenau-Museum eine Altenburger Künstlerin, die vor beinahe vierzig Jahren die Initiative zur Wiederbelebung der historischen Lindenauschen Malschule ergriffen hatte. Gemeinsam mit dem damaligen Direktor Dieter Gleisberg, dem Leipziger Maler Günter Rackwitz und vielen anderen Enthusiasten etablierte sie diese Einrichtung wieder im Museum und hatte fast zwei Jahrzehnte die Leitung des Studios Bildende Kunst inne.
Ursula Jobst feierte im Frühjahr ihren achtzigsten Geburtstag. Aus diesem Anlass würdigt das Lindenau-Museum die Künstlerin mit einer Ausstellung. Im Kabinett sind Applikationen und Scherenschnitte zu sehen, beinahe siebzig Werke aus dem letzten Jahrzehnt ihres Schaffens. Die neuen Arbeiten werden ergänzt – gleichsam als Reminiszenz an den künstlerischen Beginn von Ursula Jobst – durch kleine farbige Papiercollagen von 1960 zum Thema "Die Hungrigen und die Satten".

Gerhard-Altenbourg-Preis 2008 Cy Twombly

Der vom Lindenau-Museum Altenburg seit zehn Jahren vergebene Gerhard-Altenbourg-Preis wird 2008 dem in Italien lebenden amerikanischen Künstler Cy Twombly verliehen. Das Kuratorium würdigt damit das Werk eines Künstlers, der in unvergleichlicher Weise aus den Wurzeln der europäischen Kultur eine Bildsprache entwickelt hat, die sich allen Kategorisierungen der Moderne und der Postmoderne entzieht und zugleich ganz gegenwärtig ist. Twomblys Chiffren für geistig und historisch weiträumige Zusammenhänge der Kulturen, seien sie zeichnerisch, malerisch, fotografisch oder skulptural, haben der zeitgenössischen Kunst einen universalen Horizont eröffnet.

IM KABINETT: Das Lächeln und das Schweigen. Neuerwerbungen: Ausgewählte Werke Gerhard Altenbourgs aus der Sammlung Rugo

Im Musée Jacquemart-André Paris: De Sienne à Florence. Les Primitifs Italiens. Collection d'Altenbourg

Das Musée Jacquemart-André in Paris präsentiert die Altenburger Sammlung früher italienischer Malerei in einer Ausstellung, die vor allem die sienesischen und florentinischen Tafeln vom 13. bis 15. Jahrhundert zeigt. Diese außergewöhnlichen Werke, die von Bernhard von Lindenau im 19. Jahrhundert zusammengetragen wurden, bilden heute eine der bedeutendsten Sammlungen dieser Art außerhalb Italiens. Die Präsentation antwortet auf die viel beachtete Ausstellung "Paris, 158 Boulevard Haussmann. 50 italienische Meisterwerke aus dem Musée Jacquemart-André" im Lindenau-Museum, mit der das Pariser Museum sich im Deutsch-Französischen Jahr 2006 zum ersten Mal in Deutschland vorstellte.
Die Ausstellung wurde in Anwesenheit der Botschafter Deutschlands und Italiens sowie der Direktorin des Lindenau-Museums, Jutta Penndorf, und natürlich zahlreicher Repräsentanten der Stadt Paris eröffnet. In den drei Monaten ihrer Dauer zählte sie 142.000 Besucher.

Entdeckte Moderne 1910–1945. Werke aus der Sammlung Gerhard Schneider

Die Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehört zu den Sammlungsschwerpunkten des Lindenau-Museums. Neben kunsthistorischen Übersichten werden immer wieder Werke von Künstlern gezeigt, die nicht selten zu Unrecht vergessen wurden. Auch in der noch jungen und hoch ambitionierten Sammlung Gerhard Schneider wird auf "Meister im Schatten großer Namen" hingewiesen, die teils parallel, teils zeitversetzt zu den bekannten Innovatoren ein oft überraschend qualitätvolles und manchmal verblüffend eigenständiges Oeuvre aufzuweisen haben. Von Ausnahmen abgesehen, gehören diese Künstler der jüngeren Generation der Klassischen Moderne an.
Die Ausstellung im Lindenau-Museum ist Teil einer Folge von Präsentationen, die 2008 in Salzburg begann. Weitere Stationen sind Bayreuth (2009) sowie Berlin und Solingen (beide 2010). Die Altenburger Schau umfasst rund 150 Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle, Druckgraphiken und Skulpturen von 100 Künstlern und ist auf die Zeit von den expressionistischen Aufbrüchen bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg fokussiert. Im Mittelpunkt stehen Werke, die bei den Nationalsozialisten als "entartet" galten. Zur Ausstellung ist im DruckVerlag Kettler, Bönen/Westfalen ein Katalog erschienen.

Conrad Felixmüller: Malerei und Graphik aus dem Bestand des Lindenau-Museums und aus Privatbesitz

Die langjährige und intensive Beschäftigung des Lindenau-Museums mit dem Werk Conrad Felixmüllers (1897–1977) geht auf die Freundschaft des ersten Museumsdirektors nach dem Kriege, Hanns-Conon von der Gabelentz (1892–1977), mit dem Künstler zurück. Aus dem umfangreichen Bestand an Gemälden, Zeichnungen, Aquarellen und Druckgraphiken Felixmüllers wird eine repräsentative Auswahl gezeigt, die auch Dauerleihgaben aus Privatbesitz einbezieht. Im Mittelpunkt stehen Arbeiten, die in den Jahren um 1920 entstanden sind. Thematisch wie stilistisch decken die ausgewählten Werke eine weite Spanne ab: Sie zeigen den Menschen als Zoon politikon oder im Kreis der Familie, als Besucher im Cabaret oder eingebunden in die Motive aus der Welt der Arbeit. Immer wieder befragt der Künstler seine Zeitgenossen, Sammler und Mäzene, Freunde, Weggefährten, Mitglieder der Familie oder sich selbst vor dem Hintergrund der zeitgeschichtlichen Situation. Zeigen die frühen Arbeiten (um 1916/17) Elemente einer kubistischen Formensprache, so werden die expressionistischen Stilmittel um die Mitte der zwanziger Jahre spürbar abgemildert zugunsten einer realistischeren, farblich tonigen Darstellungsweise.

IM KABINETT: Armin T. Wegner: Fotografien 1915–1929

Armin T. Wegner (1886–1978), Lyriker, Schriftsteller und Essayist, zählt zu den zu Unrecht weithin vergessenen Autoren des 20. Jahrhunderts. Den Zeitgenossen wurde er durch seine Lyrikbände "Zwischen den Städten" (1909) und "Das Antlitz der Städte" (1917) bekannt. Nach seinen Anfängen in der expressionistischen Kunstrevolte avancierte er in den zwanziger Jahren zum Bestsellerautor von Büchern über seine Reisen von Russland durch den Kaukasus nach Persien und Palästina (1927/28) und nach Palästina und Ägypten (1929). Die Reiseberichte “Fünf Finger über Dir", "Jagd durch das tausendjährige Land" und "Am Kreuzweg der Welten" (alle 1930) versah er mit zumeist eigenen Fotografien.
Die Ausstellung zeigt charakteristische Beispiele seiner fotografischen Arbeit, die nur zu einem sehr geringen Teil in alten Kopien oder Negativen erhalten ist. Sowohl historisch wie kulturgeschichtlich bilden diese Fotografien eine wichtige, noch immer weithin unbekannte Quelle.

Im Kunstmuseum Olten (Schweiz): Altenburg: Provinz in Europa

IM KABINETT: Bernhard von Lindenau Stipendium 2006 Aymeric Fouquez: Fotografie

Der 1974 geborene französische Fotograf studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Nach seinem Diplom bei Timm Rautert erhielt er 2006 das erstmals vergebene Bernhard von Lindenau Stipendium. Die Fotografien von Aymeric Fouquez zeigen den Wandel – das Verknüpfen von Vergangenheit und Gegenwart, das, wie er sagt, eine Art "geographisches Gefühl" (Michel Chailloux) der Geschichte stifte.

Altenburger Bilder von Alfred Ahner, Heinrich Burkhardt, Erich Dietz und Keramiken von Erhard Goschala

Für Alfred Ahner (1890–1973) blieb sein Geburtsort Wintersdorf, ein Bergarbeiterdorf bei Altenburg, häufig besuchter Widerpart zu Weimar, wo er seit 1922 lebte. Sein Werk steht zwischen nachimpressionistischen Landschaften, expressiven Momentaufnahmen und sich der Neuen Sachlichkeit annähernden sozialkritischen Szenen und Porträts.
Heinrich Burkhardt (1904–1983) lehrte seit 1951 in Berlin. 1945 war er aus dem zerstörten Dresden zurück nach Altenburg gekehrt und bemüht, die Lindenausche Kunstschule wieder aufleben zu lassen. In diesen Jahren entstand ein reiches Werk: eine Chronik der historischen Ereignisse, voller Teilnahme am Geschick der Menschen und zugleich die Schönheiten der Region feiernd. Erich Dietz (1903–1990), in Zipsendorf geboren, ging 1925 zum Studium nach Weimar und sah dort noch die Relikte des gerade vertriebenen Bauhauses. Er war ein Meister im Auffinden von landschaftlichen Enklaven im Altenburger Braunkohlerevier. Im Werk dieses Malers, Graphikers und Bildhauers begegnen sich ein expressiver, der Natur nachgehender Realismus und abstraktes Formenspiel.
Der Keramiker Erhard Goschala (1928-2003) hatte bereits kurz nach seiner Meisterprüfung 1952 eine eigene Werkstatt in Meuselwitz gegründet. Seine Gefäße mit ihren außergewöhnlichen Glasuren fanden schon vor Jahrzehnten Anerkennung im Kunsthandwerk und bestechen noch heute durch ihre Schlichtheit und Vielfalt.