2010
Märchenfolgen aus der Graphischen Sammlung des Lindenau-Museums
In den Räumen der Energie- und Wasserversorgung Altenburg GmbH
Gerhard Altenbourg: Druckgraphische Mappenwerke und Künstlerbücher
Aus seiner reichhaltigen Kollektion von Arbeiten Gerhard Altenbourgs zeigt das Lindenau-Museum druckgraphische Folgen und Künstlerbücher, darunter "Über dem Strom ein Gezweig" von 1969, Holzschnitte und Lithographien zu Johannes Bobrowski, und die "Wund-Denkmale", eine Kassette mit farbigen Holzschnitten und Texten von Altenbourg, erschienen in Berlin-West 1984 und Leipzig 1986. Die Ausstellung wird ergänzt um Aquarelle und Zeichnungen sowie Plastiken, durch die die Komplexität der Arbeit des Künstlers, das Verwobensein der Ausdrucksmittel, die Nähe von Wort und Bild erlebbar werden.
Hügellandschaften. Eine Ausstellung der Jugendkunstschulen Thüringens
Alle Kinder und Jugendlichen der Thüringer Jugendkunstschulen waren in diesem Jahr eingeladen, zum Thema "Hügellandschaften" zu arbeiten. Für das Altenburger Studio Bildende Kunst am Lindenau-Museum war der Ausgangspunkt die Beschäftigung mit dem Künstler Gerhard Altenbourg und seinem Werk, in dem das Hügelland um Altenburg ein oft wiederkehrendes Thema ist. Die Kinder und Jugendlichen des Studios ließen sich davon anregen und schufen eigene Interpretationen. Die Ausstellung zeigt Graphik, Malerei, Collagen, Mischtechniken, Holzplastiken und Keramiken aus elf Thüringer Jugendkunstschulen. Das Altenburger Studio stellt außerdem Arbeiten zu Gerhard Altenbourg aus der Jugendgruppe vor, die über das Thema "Hügellandschaften" hinausgehen, sowie Mappen mit verschiedenen graphischen Experimenten und Fotogrammen aus der Zusammenarbeit des Studios mit zwei Schulklassen.
Bernhard von Lindenau Stipendium 2007 und 2008 Anne Frühauf und Winfried Bellmann
Anne Frühauf ist Absolventin der Hochschule für Bildende Künste Dresden und Winfried Bellmann Absolvent der Bauhaus-Universität Weimar. Die beiden Stipendiaten stellen sich mit neuen Arbeiten vor. Die Ausstellung wird gefördert durch Mitglieder des Preiskuratoriums und von ihnen vertretene Institutionen.
Oskar Kokoschka und die Antike. Druckgraphiken Oskar Kokoschkas (1886–1980) aus der Sammlung Angelika und Heinz Spielmann, Hamburg, und die Antikensammlung des Lindenau-Museums
Oskar Kokoschka, einer der bedeutendsten Künstler der Klassischen Moderne, hat sich wiederholt mit der Antike auseinandergesetzt. Auf Studienreisen suchte er die antiken Altertümer auf und beschäftigte sich in der Druckgraphik intensiv mit den Stoffen der antiken Literatur. Die Druckgraphiken werden ergänzt um Werke aus der Antikensammlung und aus der Kunstbibliothek des Lindenau-Museums. Dadurch wird deutlich, welcher Sichtwechsel sich vom 19. zum 20. Jahrhundert vollzogen hat.
IM KABINETT: Osmar Osten: Hundert Porzellanobjekte und neun Malereien
"Nationale Probleme", "Internationale Probleme"; "Neuarm", "Altarm"; "Dummes Geld", "Blöde Welt". Manch Porzellanfreund mag sich an den Botschaften verschlucken oder vor Schreck den Aschenbecher verfehlen. Osmar Osten bezieht die Mechanismen von Kunstmarkt und Rezeption, von Politik und Medien in seine Bild- und Sprachschöpfungen ein. Den immer hilfloseren Floskeln der Macht setzt er Metaphern voll feinen Witzes und melancholischer Drastik entgegen. "Marinestücke", alle von 2010, hängen an den Wänden: Schiffe fahren immer akkurat am Horizont entlang übers Wasser, kleine Bühnenstücke mit Fischen und Seegras werden unter Wasser aufgeführt und phallische Leuchttürme, über Wasser, unter Wasser, führen in die Irre. Bezeugungen von Virtuosität der künstlerischen Mittel wehrte sein Freund und Förderer Johannes Gachnang ab: Osmar Osten wisse um die Dinge und verfüge über die Mittel. "Mit diesem Wissen und seinem Handwerk gelingt es ihm immer wieder neu, das Spiel zu beleben, denn das Spiel z. B. mit der gerissenen Saite eröffnet ihm, einmal unterwegs zum Bild, trotzdem und trotz allem die anderen Perspektiven, voller Witz und Spaß an der Malerei, listig und schlau für seine Anliegen zu entwerfen und zu nutzen."
Die Form der Espressotassen hat Osmar Osten gemeinsam mit dem Designer Steffen Schröter entwickelt, die Aschenbecher sind Produkte der neuen Privaten Porzellangesellschaft Meißen. In dieser Fabrik wurden sämtliche der ausgestellten in Unterglasur bemalten Objekte gebrannt.
IM KABINETT: Viermalzwölf. Werkschau enviaM-Kunstkalender 2007 bis 2010
Von der enviaM hat das Lindenau-Museum Altenburg im vergangenen Jahr vier originalgraphische Kalender mit insgesamt 49 druckgraphischen Blättern erhalten. Drei Kalender enthalten Abzüge in den verschiedenen Verfahren des Flachdrucks: 2007 der Lichtdruck, 2009 der Siebdruck und 2010 die Lithographie. Der Kalender des Jahres 2008 ist der Technik des Hochdrucks vorbehalten: Holzschnitt, Holzstich und Linolschnitt sind in ihm vertreten. In dieser Ausstellung werden alle Arbeiten aus den vier enviaM-Kunstkalendern präsentiert.
Römische Sendungen II. Emil Braun zum 200. Geburtstag
- Zeichnungen des 19. Jahrhunderts nach antiken Vasen und die originalen Vorbilder
- Biographisches: Emil Braun in Briefen, Dokumenten, Porträts
- Zu Gast: Karin Wieckhorst. Heimlich in Rom. Fotografie
Emil Braun (1809–1856) war ständiger Sekretär des Instituto di corrispondenza archeologica in Rom und galt in der Mitte des 19. Jahrhunderts neben Eduard Gerhard als einer der besten deutschen Kenner der römischen Altertümer. Neben seiner Arbeit als Archäologe war er als prominenter Stadtführer, Kunstagent, Homöopath und Unternehmer tätig. Bernhard August von Lindenau hatte Emil Braun schon als Kind in Gotha kennengelernt. Als er auf seiner Reise durch Italien und Frankreich 1843/44 im Dezember 1843 in Rom eintraf, zeigte ihm Braun die Museen der Stadt und beriet ihn bei seinen Kunsteinkäufen. Braun wurde der wichtigste Vermittler und Berater beim Aufbau der Altenburger Sammlungen. Die Ausstellung zum 200. Geburtstag gibt vielfältige Einblicke in das Leben Emil Brauns. Zum ersten Mal zeigt sie eine Auswahl aus den erst kürzlich von Helga und Paul Gerhard Schmidt entdeckten Korrespondenzen Brauns mit seiner Familie.
1854 erwarb Bernhard August von Lindenau aus dem Besitz Emil Brauns ein Konvolut von 27 Zeichnungen von Alexius Geyer und Eduard Ratti nach antiken Vasen. Ein großer Teil der dargestellten Gefäße befindet sich heute in bedeutenden Museen wie den Antikensammlungen in Basel und Berlin, dem Museo Civico Archeologico Bologna, dem Museum of Fine Arts Boston, dem British Museum London, dem Ashmolaen Museum Oxford und dem Louvre in Paris. Die 27 Zeichnungen geben einen zwar kurzen, aber doch repräsentativen Überblick über die Geschichte der antiken griechischen Gefäßkunst und sind in Lindenaus Sinne als Ergänzung der Sammlung antiker Keramik zu verstehen.
Kontrapunktisch zu den in der Ausstellung präsentierten Romansichten des 19. Jahrhunderts zeigt die Leipziger Fotografin Karin Wieckhorst Aufnahmen, die sie Ende September, Anfang Oktober 1989 in Rom gemacht hat. Das antike und nachantike Rom faszinierte sie ebenso wie der Alltag der Römer. "Ich habe nicht gesucht, sondern Rom hat sich mir gezeigt", sagt die Fotografin – "so werde ich niemals wieder ROM erleben!" – Rom versteht sie in ihren Fotografien künstlerisch, nicht dokumentarisch. Entstanden sind bildhafte, sehr persönliche Momentaufnahmen.
Drüber und drunter. Codices Rescripti. WortBildarbeiten von Klaus Steinke zum KZ Buchenwald und anderen Lagern
Im Jahre 1999 erarbeitete und präsentierte die Gedenkstätte Buchenwald gemeinsam mit dem Schillermuseum Weimar eine Ausstellung, die die Parallelität der Erinnerung an die deutsche Klassik, die Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller zusammen mit der Erinnerung an die deutschen Verbrechen der Zeit von 1933 bis 1945 thematisierte. Es gehört zu den Widersprüchen dieser Orte, dass schon 1937 die NS-Kulturgemeinde den Namen des in Goethes Biographie so bedeutsamen Ettersberges nicht durch ein Konzentrationslager befleckt sehen wollte. So wurde das "KL Ettersberg" in "KL Buchenwald" umbenannt. Die WortBildarbeiten des 1936 in Stettin geborenen Künstlers Klaus Steinke, die an fünf Orten in Thüringen ausgestellt werden und mal mehr, mal weniger in bereits bestehende Ausstellungen integriert sind, machen auf das gleiche Problem aufmerksam. Ein Land, das das Erbe der Klassik und der Romantik pflegte, in dem Texte wie "Die Leiden des jungen Werther" und "Aus dem Leben eines Taugenichts" zum festen Kanon der Schullektüre gehörten, hat sich mit großer Mehrheit und nicht ohne Begeisterung Adolf Hitler und seinem Programm angeschlossen. Klaus Steinke schreibt Texte aus diesem Kanon auf die Seiten des von der polnischen Wissenschaftlerin Danuta Czech herausgegebenen "Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939–1945"; so ist nur beides gleichzeitig zu lesen, eines ist ohne das andere nicht mehr zu denken.
Eine Ausstellung der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung an fünf Orten in Thüringen, in Kooperation mit dem Lindenau-Museum Altenburg, der Kunsthalle Erfurt, dem Stadtmuseum & Kunstsammlung Jena und der Klassik Stiftung Weimar.
Ulrich Wüst: Spätsommer. Fotografien 1989–1990
Ulrich Wüst, einer der wichtigsten Vertreter der Autorenfotografie in der ehemaligen DDR, zeigt Fotografien, die in der Wendezeit entstanden sind. Es sind keine dokumentarischen Aufnahmen von der Mauer oder von jubelnden Menschen. Vielmehr lässt Ulrich Wüst in Bildern des Alltäglichen und scheinbar Belanglosen die Situation jener Tage in ihrer Widersprüchlichkeit lebendig werden. Es ist ein Rückblick in eine vergangene Zeit, die mit nüchtern sezierendem Blick vorgeführt und subversiv hinterfragt wird.
"Ulrich Wüst hat sein Archiv geöffnet: file 1989. Bilder einer Endzeit. Traurige und komische, melancholische und solche, die ganz nüchtern einen Zustand konstatieren. Eine Bahnfahrt durch den Osten, ein Besuch in Leipzig, Menschen mit Koffern an der Ostsee, Rußland, die Sowjetunion, Moskau im Regen. Illustrationen für einen Reiseführer nach Absurdistan. Aber: Was war das für eine Zeit? Wie steht es um die Erinnerungen? Was ist vergessen? Was gehört erinnert, was vergessen?" (Aus dem Katalog zur Ausstellung)
Das Lindenau-Museum Altenburg präsentiert diese Ausstellung in Kooperation mit der Galerie Pankow Berlin.
Römische Sendungen I: Grotesken. Emil Braun zum 200. Geburtstag
- Acht Gemälde der italienischen Renaissance
- Bücher und Druckgraphiken aus Lindenaus Kunstbibliothek
- Zu Gast: italienische Majoliken des 16. Jahrhunderts aus einer privaten Sammlung
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen acht als Grotesken bezeichnete italienische Tafelbilder aus dem frühen 16. Jahrhundert, die jüngst von Studierenden aus Dresden, Stuttgart und Köln im Rahmen der "Projektwerkstatt Lindenau-Museum" restauriert wurden. Die Gemälde befanden sich in einem äußerst kritischen Erhaltungszustand und konnten aus konservatorischen Gründen nicht in der Galerie gezeigt werden.
Das außergewöhnliche Restaurierungsprojekt wurde gefördert von der Kulturstiftung des Bundes, der Kulturstiftung der Länder und dem Freistaat Thüringen im Rahmen des Programms zur Konservierung und Restaurierung von mobilem Kulturgut (KUR) und unterstützt von der ewa Energie- und Wasserversorgung Altenburg.
Bernhard von Lindenau (1779–1854) erwarb die acht Gemälde während seines Romaufenthaltes 1843/44 durch die Vermittlung Emil Brauns (1809–1856), des Ersten Sekretärs des Deutschen Archäologischen Institutes in Rom. Dessen unermüdlichen Vermittlungstätigkeit verdankt das Lindenau-Museum Altenburg mehr als die Hälfte der 180 italienischen Tafelbilder, über zweihundert antike Vasen sowie wertvolle Bücher, Gemäldekopien, Gipsabgüsse und Architekturmodelle.
Die Grotesken auf den Renaissancetafeln werden durch italienische Majoliken des 16. Jahrhunderts aus einer Berliner Privatsammlung und Bücher und Graphiken des 18. und 19. Jahrhunderts aus Lindenaus Bibliothek ergänzt.